Erfahrungsheilkunde Ausgabe 03/2002
Krebsprävention und Verzögerung von Alterskrankheiten durch Ernährung
K.H. Adzersen
Ambulanz für NaturheilkundeAbt. für Gynäkologische Endokrinologie und FertilitätsstörungenFrauenklinik, Universitätsklinikum Heidelberg
    Zusammenfassung
    Die Beweiskraft einer kausalen Verbindung zwischen Ernährung und Bewegung und der Erkrankungshäufigkeit an Krebs, Herz-Kreislauf- und altersassoziierten Hirnleistungsstörungen ist ausreichend stark, um als Grundlage für ärztl. Ernährungsempfehlungen zur Prävention, Verzögerung und Behandlung von Krankheiten zu dienen.
    Der erfolgreichste Weg, um selbstverantwortlich Krebs und andere chronische Erkrankungen zu verhüten, ist - neben der Vermeidung krebsfördernder Faktoren wie Tabak, chronische Entzündungen etc. - der Konsum von protektiven Lebensmitteln und körperliche Aktivität.
    Die seit 20 Jahren zusammengetragenen wissenschaftlichen Daten zu den verschiedenen protektiven Mechanismen gibt uns die Möglichkeit, positive Empfehlungen zu Nahrungsfaktoren, Körpergewicht und körperlicher Aktivität auszusprechen. Diese Präventionsmaßnahmen können die Inzidenz bösartiger Tumoren und arteriosklerotischer Herz-Kreislauferkrankungen um mindestens ein Drittel senken oder deren Auftreten hinauszögern. Schlüsselfunktionen in dieser Beziehung schließen folgende Faktoren ein: Zufuhr bioaktiver Pflanzenstoffe durch Gemüse- und Obstkonsum („5-am-Tag”); Reduktion der Gesamtkalorienzufuhr durch Meidung fettreicher Nahrung; Optimierung des Fettsäuremusters; lebenslange Einhaltung eines Body Mass Index von 20 - 25 kg/m2; ausreichende körperliche Aktivität während des ganzen Lebens; mäßige Alkoholzufuhr; Supplemente entsprechend ärztlicher Indikation. Sowohl für den Einzelnen wie die Bevölkerung würden diese Maßnahmen die Erkrankungsrisiken und Gesundheitskosten verringern und eine hohe Lebensqualität bis ins hohe Alter ermöglichen.

    Schlüsselwörter
    Prävention
    Ernährung
    körperliche Aktivität
    Gewicht
    Krebs
    kardiovaskuläre Erkrankungen
    Pestizide
    Supplemente
    Gesundheit
    Alter

    Summary
    Evidence of a causal link between diet and physical activity and the incidence of cancer, cardio-vascular and age-associated cognitive deficiency disorders is sufficiently strong to serve as basis for medical dietary recommendations to prevent or retard diseases.
    The most successful, self-responsible way to contribute to the prevention of cancer and other chronic diseases - besides avoidance of cancer increasing factors like tabacco, chronic inflammation etc. - is the consumption of protective foods and physical activity.
    The scientific data accumulated during the last 20 years relating to the different protective mechanisms allows us to give positive recommendations concerning dietary factors, body weight and physical activity. Preventive measures can reduce malignant tumor incidence and cardio-vascular-diseases by more than one third or delay their appearence. Key functions in this regard include the following factors: Supply of bioactive phytochemicals by increasing intake of vegetables and fruits (“5-a-day”); reduction of total calories by avoidance of foods rich in fat; optimizing fatty acid pattern; keeping a livelong body mass index of 20 - 25 kg/m2; sufficient physical activity all life long; moderate alcohol intake; supplements according to medical indication. Realization of these measures - on an individual or population basis - would reduce disease risks and health costs and would facilitate a high quality of life into old age.

    Keywords
    Prevention
    diet
    physical activity
    weight
    cancer
    cardiovascular disease
    pesticides
    supplements
    health
    age
Die Behandlung von Uterus-Myomen mit Traditioneller Chinesischer Medizin
Peihua Li, Axel Eustachi
Ambulanz für Naturheilkunde Abt. für Gynäkologische Endokrinologie und Fertilitätsstörungen Frauenklinik, Universitätsklinikum Heidelberg
    Zusammenfassung
    Für die naturheilkundliche Behandlung des Uterus myomatosus gibt es gegenwärtig keine gesicherten Erkenntnisse. Es liegen nur aus dem Bereich der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) einige wenige Untersuchungen zur Wirksamkeit der naturheilkundlichen Behandlungen von Myomen vor.
    Die Akzeptanz dieser Verfahren ist aufgrund ihrer - im Vergleich zur chirurgischen Sanierung - sanften Methoden (Kräutertherapie, Ernährungstherapie, Entspannungstechniken) bei den betroffenen Patientinnen sehr hoch.
    Sofern die Patientin eine solche Behandlung wünscht und eine nicht-chirurgische Behandlung vertretbar ist, kann ein zeitlich begrenzter Behandlungsversuch mit den geschilderten Methoden unternommen werden, wobei der gynäkologische Befund engmaschig zu überwachen ist.

    Schlüsselwörter
    Uterus myomatosus
    Traditionelle Chinesische Medizin
    TCM, Myome
    Gebärmutter

    Abstract
    There are presently no definite findings for the naturopathic treatment of the uterus myomatosus. It is only from the field of Traditional Chinese Medicine (TCM), that a few studies about the effectiveness of naturopathic treatments of myomas exist.
    Due to the gentle methods (herbal therapy, dietotherapy, relaxation techniques) - compared to a surgical treatment - the acceptance of these treatments is very high among the patients concerned.
    As far as the patient asks for such a treatment and a non-surgical treatment is justifiable, a treatment, which is limited in time, can be attempted with the methods described, but the gynecological findings must be monitored closely.

    Keywords
    Uterus myomatosus
    Traditional Chinese Medicine
    TCM
    myomas
    uterus
Das Applegate-Ibrahim-Syndrom - Eine selten beachtete Indikation zur Neuraltherapie in der Frauenheilkunde
A.-M. Beer, M. Darmer, St. Fey
Modellabteilung für Naturheilkunde, Klinik Blankenstein
    Zusammenfassung
    Fragestellung: Das Schmerzsyndrom der Rami cutanei anteriores Nn. Intercostales VI -XII entsteht am Engpass des Nervenlaufs, dem Durchtritt durch die Rektusscheide. Bei druckarmer Palpation der Bauchdecken im Bereich des lateralen Randes der Rektusscheide lassen sich typische Schmerzpunkte lokalisieren. Die Reizung der vorderen Bauchdeckennerven (X-XII) kann eine Salpingitis, Appendizitis, aber auch abdominelle Adhäsionen vortäuschen. Als Therapiemaßnahme steht bislang die operative Therapie im Vordergrund. Es stellt sich die Frage, ob das Syndrom auch durch regelmäßige neuraltherapeutische Behandlungen behandelt werden kann.
    Methodik: Im Rahmen einer Kollektivkasuistik wurden in den Jahren 1997-2001 21 Patientinnen mit Applegate-Ibrahim-Syndrom, die von uns neuraltherapeutisch behandelt wurden, dokumentiert. Zielparameter waren die Schmerzbeseitigung und die Vermeidung einer Operation.
    Ergebnisse: Bei 15 Patientinnen konnte das Syndrom erfolgreich behandelt werden, d.h. eine operative Therapie konnte im Beobachtungszeitraum von 8 Wochen vermieden werden und die Schmerzen ließen deutlich nach.
    Schlussfolgerungen: Das Applegate-Ibrahim-Syndrom ist ein wenig bekanntes Krankheitsbild, das mehr Beachtung finden sollte. Unsere Beobachtungen zeigen, dass es durch den gezielten Einsatz der Neuraltherapie behandelt werden kann.

    Schlüsselwörter
    Nervenreizung
    Lokalanästhesie
    Neuraltherapie
    Operative Freilegung

    Abstract
    Questionnaire: The pain-syndrome of the nerves of the anterior abdominal wall (Rami cutanei anteriores Nn. Intercostales VI -XII) is caused at the nerve-exits. By gentle palpation of the wall of the lower abdomen, spec. in the region of the lateral part of the musculus rectus, the points of pain can be localized. The irritation of the nervi intercostales X-XII may imitate salpingitis, appendicitis or intraabdominal adhesion. It is questionable, if the syndrome can also be treated with neuraltherapy.
    Methods: In the years 1997-2001 21 female patients with the diagnosis Applegate-Ibrahim-Syndrome were treated with neuraltherapy.
    Results: In 15 female patients the syndrome could be treated successfully with neuraltherapy, that means, that an immediate operation could be avoided and the pain relieved
    Conclusion: The Applegate-Ibrahim-Syndrome is a quite unknown syndrome and should be more regarded. Our observations show, that it should be treated with neuraltherapy.

    Keywords
    Irritation of nerves
    local anaesthesia
    operation
    neuraltherapy
Phyto-Östrogene in der Postmenopause
Bettina Reinhard-Hennch
Ambulanz für Naturheilkunde Abt. für Gynäkologische Endokrinologie und Fertilitätsstörungen Frauenklinik, Universitätsklinikum Heidelberg
    Zusammenfassung
    Der Wunsch vieler Frauen nach Therapie ihrer menopausalen Symptome mit „natürlichen” Mitteln hat zu einer zunehmenden Verbreitung von pflanzlichen Hormonen in der Therapie des klimakterischen Syndroms geführt. Phyto-Östrogene sind jedoch hinsichtlich ihrer klinischen Wirkungen, Nebenwirkungen und langfristigen Effekte wenig systematisch untersucht. Hitzewallungen und andere Symptome betreffen 70 - 85 % aller westlichen, aber nur weniger als 5 - 10 % aller japanischen Frauen in der Menopause. Diese Tatsache und die geringe Inzidenz von Mamma-, Endometrium- und Colonkarzinomen, arteriosklerotischen, osteoporotischen und dementiellen Erkrankungen in asiatischen Populationen wird u.a. mit der hohen Aufnahme von Isoflavonen aus Soja in Zusammenhang gebracht. Phyto-Östrogene wie Coumestane, Lignane und Isoflavone haben signifikante biologische Wirkungen im Tierexperiment und beim Menschen. Bei Gabe von Phyto-Östrogenen treten in Abhängigkeit von den Serumöstrogenspiegeln und dem Östrogenrezeptorstatus anti-östrogene und östrogene Effekte auf. Darüber hinaus besitzen sie auch nicht-hormonelle Effekte. Im Folgenden soll ein systematischer Überblick über die Wirkungsweisen und den aktuellen Stand der Literatur von Phyto-Östrogenen gegeben werden.

    Schlüsselwörter
    Phyto-Östrogene
    Klimakterium
    Wechseljahresbeschwerden
    pflanzliche Hormone
    Menopause

    Abstract
    The wish of many women for a therapy of their menopausal symptoms with “natural” means has caused an increased spreading of vegetal hormones in the therapy of the climacteric syndrome. So far, the clinical effects, side-effects and long-term effects of phytoestrogens have hardly been studied systematically. Hot flushes and other symptoms affect 70 - 85 % of all women in Western countries, but only less than 5 - 10 % of all Japanese women in the menopause. This fact, and the low incidence of mammary carcinomas, endometrial carcinomas, and colon carcinomas, arteriosclerotic, osteoporotic, and demential diseases in Asian populations is among others connected with the high intake of isoflavones from soya. Phytoestrogens like Coumestane, Lignane, and Isoflavone show significant biological effects in animal experiments and in men. When phytoestrogens are administered, anti-estrogenic and estrogenic effects occur, dependant on the serum estrogen levels and the estrogen receptor status. In addition, they also show non-hormonal effects. In the following, it is intended to present a systematic overview of the modes of action and the current situation of the literature about phytoestrogens.

    Keywords
    Phytoestrogens
    climacterium
    climacteric discomforts
    vegetal hormones
    menopause
„5-am-Tag” - eine Ernährungsinterventionsstudie zur Steigerung des täglichen Gemüse- und Obstverzehrs
Ulrike Knust
Ambulanz für Naturheilkunde Abt. für Gynäkologische Endokrinologie und Fertilitätsstörungen Frauenklinik, Universitätsklinikum Heidelberg
    Zusammenfassung
    Eine erhöhte Zufuhr an antioxidativen Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen, Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen scheint mit dafür verantwortlich, dass einige ernährungsabhängige Erkrankungen, wie z.B. Adipositas, Arteriosklerose, Hypertonie, Diabetes II, Gicht oder auch Krebserkrankungen unter vegetarischen Ernährungsweisen seltener auftreten. Auch die im Jahr 2000 von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung ins Leben gerufene Kampagne „5 am Tag - Die Gesundheitskampagne mit Biss!” stützt sich auf diese Erkenntnisse und soll zu einer Reduktion ernährungsbedingter Krankheiten beitragen. Die zahlreichen Schwierigkeiten bei der Umsetzung sind bisher jedoch ungelöst.
    Im Rahmen der Heidelberger Ernährungsinterventionsstudie sollen von den Probandinnen (n = 87 Frauen mit einem familiär erhöhten Brustkrebsrisiko) empfundene Schwierigkeiten und Barrieren eines erhöhten Obst- und Gemüsekonsums erfasst werden.
    Es zeigt sich, dass es nur einige wenige Studienteilnehmerinnen gibt, für die sich die Integration von fünf Portionen Obst und Gemüse in ihren täglichen Speiseplan als unproblematisch erweist. Der größeren Gruppe von Probandinnen fällt die Umsetzung von „5 am Tag” sehr schwer. Der Zeitfaktor bei der Zubereitung, der Zubereitungsaufwand, die eingeschränkte Verfügbarkeit von Salat, Gemüse und Obst bei ausserhäusiger Verpflegung und Schwierigkeiten, die persönlichen Essgewohnheiten umzustellen, wirken nach Angaben der Teilnehmerinnen als Barrieren.

    Schlüsselwörter
    Essgewohnheiten
    Ernährungsinterventionsstudie
    Nahrungsmittelergänzungsstoffe

    Abstract
    An increased supply of antioxidative vitamins, minerals, trace elements, fiber and bioactive phytochemicals seems to be related to the circumstance that a vegetarian diet is associated with a reduction of adiposity, arteriosclerosis, high blood pressure, diabetes II, gout and also cancer. These findings are the principal basis of a “5-a-day” campaign which was launched by the German Society of Nutrition in the year 2000 and which is aimed at a reduction of diet related diseases. However, numerous difficulties in realization of this goal are unresolved.
    With in the framework of the Heidelberg Diet Intervention Study (n = 87 women at increased familial risk of breast cancer) we intend to elucidate difficulties and barriers of increasing vegetable and fruit consumption.
    There are only few study participants having no problems in integrating 5 servings of V & F into their daily dietary scheme, the majority of the studied group had significant difficulties in the realization of “5-a-day”. Barriers indicated by the study participants are: time and other requirements for meal preparations, limited availability of green salads, vegetables and fruits in out-house meals and difficulties changing personal dietary habits.

    Keywords
    Diet related diseases
    dietary habits
    diet intervention study
Übergewicht und Adipositas - schwer wiegende Phänomene jenseits des Schlankheitswahns und Körperkultes
Michaela Döll
    Zusammenfassung
    In Deutschland leiden 16 Millionen Menschen unter Adipositas. Die chronische Erkrankung, die nur etwa zur Hälfte genetisch determiniert ist und ansonsten den veränderten Lifestylebedingungen zuzuordnen ist, geht mit einer erhöhten Mortalität und Morbidität einher. Die mit der Fettleibigkeit assoziierten Folgeerkrankungen betreffen nicht nur das Herz-Kreislaufsystem, sondern auch Stoffwechselstörungen (z.B. Dyslipidämien, Diabetes mellitus Typ 2), Beeinträchtigungen des respiratorischen und gastrointestinalen Systems und Erkrankungen des Bewegungsapparates. Adipöse werden doppelt so häufig vorzeitig berentet wie Normalgewichtige, haben vielfach sozioökonomische Nachteile und leiden oft unter einer Verminderung der Lebensqualität. Damit sind Maßnahmen zur Gewichtsreduktion nicht nur für Adipöse selbst ratsam, sondern stellen auch in Bezug auf die durch die Fettleibigkeit verursachten, beträchtlichen Kosten im Gesundheitswesen ein erstrebenswertes Ziel dar.

    Schlüsselwörter
    Übergewicht
    Adipositas
    Gewichtsreduktion
    Bluthochdruck
    Fettstoffwechselstörung
    Diabetes mellitus
    natürliche Faserstoffe

    Abstract
    In Germany 16 million people suffer from adiposity. Only 50 % of the cases are determined genetically and the rest can be attributed to the changed lifestyle conditions, and the chronical disease is accompanied by an increased mortality and morbidity. The secondary diseases, associated with adiposity, not only concern the cardiovascular system but also result in metabolic disorders (e.g. dyslipidemias, diabetes mellitus type 2), impairment of the respiratory and gastrointestinal system, and diseases of the locomotor apparatus. The number of premature retirements is among adipose people twice as high as among people with normal weight, adipose people often face socioeconomic disadvantages and suffer from a decrease of their quality of life. Therefore, the measures for weight reduction are not only advisable for adipose people themselves, but are also a desirable goal with respect to the enormous costs in the health service, which are caused by adiposity.

    Keywords
    Overweight
    adiposity
    weight reduction
    hypertension
    lipopathy
    diabetes mellitus
    natural fibrous material

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