Naturheilpraxis - Ausgabe 01/2001
Kava-Kava ein pflanzlicher Angstlöser im Praxis-Alltag
von Ernst-Albert Meyer

Angststörungen nehmen rapid zu, zur Zeit sind rund 10 Prozent der Bevölkerung davon betroffen. Bei leichten bis mittelschweren Angstbeschwerden ist Kava-Kava eine gut verträgliche pflanzliche Alternative zu den synthetischen Arzneimitteln. Was sollte der Therapeut bei der Anwendung von Kava-Kava-Präparaten beachten!

Kava-Kava - vom Ritual zum Phytopharmakon
Als Kava-Kava wird in der Phytotherapie der Wurzelstock (Rhizom) der Kava-Kava-Pflanze Piper methysticum bezeichnet. Ein bis 4 m hoher ausdauernder Strauch, der heute auf allen Inseln des Pazifik angebaut wird.
Die Insulaner bezeichnen als Kava-Kava ein Getränk, das sie vorzugsweise aus dem gekauten und mit Speichel durchfeuchteten Wurzelstock gewinnen. Während eines Rituals trinken sie Kava-Kava. In Maßen genossen, besitzt Kava-Kava eine milde tranquillisierende Wirkung, die in eine freundlich-heitere Stimmung versetzt. Es entsteht ein Gefühl einer glücklichen Sorglosigkeit, Behaglichkeit und Zufriedenheit.

Auch bei einer regelmäßigen Anwendung des Kava-Kava-Getränks kommt es nicht zu Rauschzuständen oder Abhängigkeit, so dass der oft gebrauchte deutsche Name "Rauschpfeffer" für Kava-Kava-Pflanze nicht zutreffend ist. Als wirksame Inhaltsstoffe konnte die Gruppe der Kavapyrone identifiziert werden. In Kava-Kava-Präparaten finden wir heute Trockenextrakte, aus dem Kava-Kava-Wurzelstock, die meist mit Ethanol einige aber auch mit Aceton hergestellt werden. Als einziges spezifisch angstlösendes Phytopharmakon haben sich Kava-Kava-Extrakte bzw. die enthaltenen Kavapyrone bewährt. Besonders bei der generalisierten Angst - ca. 9 Prozent der Bevölkerung - belegen placebo- und verum-kontrollierte Studien die anxiolytische Wirksamkeit. Die Monografie der Kommission E nennt als Anwendungsgebiete für Kava-Kava: "Nervöse Angst-, Spannungs- und Unruhezustände" und zählt neben der anxiolytischen Wirkung antikonvulsive, spasmolytische und muskelrelaxierende Eigenschaften auf. Bisher ist es nicht gelungen, den Wirkungsmechanismus von Kava-Kava aufzuklären. Es scheinen jedoch spezielle Enzyme bzw. Neurotransmitter im Gehirn durch Kava-Kava beeinflusst zu werden.

Was ist bei der Anwendung eines Kava-Kava-Präparates zu beachten?
Die Monografie fordert bei Kava-Kava-Extrakt-Präparaten eine Normierung auf 60 bis 120 mg Kavapyrone pro Tagesdosis. Dabei sind hochdosierte Präparate im Interesse einer guten Compliance zu bevorzugen. Nicht zu vergessen ist auch der Hinweis an den Verbraucher, dass der anxiolytische Effekt frühestens 1 Woche nach Einnahmebeginn einsetzt.
Als Gegenanzeigen müssen Schwangerschaft und Stillzeit beachtet werden, da hier noch keine Erfahrungen mit Kava-Kava-Extrakten vorliegen. Als weitere Gegenanzeige für Kava-Kava nennt die Monografie endogene Depressionen.

Um eine Potenzierung zu vermeiden, sollte während der Kava-Kava-Medikation auf Alkohol und zentral wirksame Medikamente verzichtet werden. Als Nebenwirkungen können eine vorübergehende Gelbfärbung der Haut sowie Seh- und Akkomodationsstörungen auftreten. Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft berichtet außerdem über Hautreaktionen verschiedenen Schweregrades und zentrale Störungen (Kopfschmerzen, Schwindel usw.) durch Kava-Kava-Präparate.

Ist nach zweiwöchiger Einnahme eines Kava-Kava-Präparates keine Besserung zu verspüren, ist ein synthetisches Anxiolytikum angebracht. Im Rahmen der immer beliebteren Selbstmedikation sollten die verschreibungsfreien Kava-Kava-Präparate nicht länger als 3 Monate angewendet werden.

Neu: Leberschäden durch Kava-Kava!
Die Schweizer Arzneimittelbehörde (Interkantonale Kontrollstelle für Heilmittel, IKS) meldete im Mai 2000 10 dokumentierte Fälle von Leberschäden bis hin zu toxisch-nekrotischen Hepatitiden, die im kausalen Zusammenhang mit der Einnahme von Kava-Kava-Präparaten stehen. Als Folge leitete die IKS ein Revisionsverfahren ein.
Die Schweizer Arzneimittelbehörde warnt vor einem "seltenen, aber sehr ernst zu nehmenden" Risiko. Bis zum Vorliegen wissenschaftlicher Untersuchungen sind alle Äußerungen zu den Ursachen des toxischen Geschehens - z.B. unterschiedliche Extraktionsmittel - nur Vermutungen.

Bis die deutsche Arzneimittelbehörde (BfAuM) auf das Geschehen in der Schweiz reagiert, sollte der Therapeut beim Vorliegen einer Lebererkrankung oder eines entsprechenden Risikos keine Kava-Kava-Präparat verordnen. Gleichfalls sollten Patienten mit regelmäßigem Alkoholkonsum auf Kava-Kava-Präparate verzichten.

Treten unter Wirkung von Kava-Kava Symptome auf, die auf einen Leberschaden hinweisen (Appetitlosigkeit, starke Müdigkeit, Übelkeit oder Ikterus), sollte das Phytopharmakon sofort abgesetzt werden.

Keine Beeinträchtigung der Vigilanz! Entgegen dem Hinweis in der Monografie haben neuere Untersuchungen keine Beeinträchtigung der Vigilanz ergeben. Da es zu keiner Beeinflussung von Konzentrations- und Reaktionsvermögen kommt, sind Kava-Kava-Präparate somit auch für Kraftfahrer und Menschen, die an Maschinen arbeiten, unbedenklich.

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