Naturheilpraxis - Ausgabe 01/2003
Gicht
von Hermann Massinger

Die Gicht – bei vorwiegendem Befall der Füße Podagra, bei Manifestation an den Händen Chiragra genannt – ist vorwiegend eine Zivilisations- und Wohlstandskrankheit. Sie lässt genetische Abweichungen annehmen, geht aber so gut wie immer mit Übergewicht und einer Neigung zu Fleischgenuss und reichlichem Gebrauch von Alkohol, Kaffee, Schokolade, Tee und anderen Stimulantien einhergeht. Auch Sardinen, Hefextrakt und Fleischbrühe können den Purinstoffwechsel nachhaltig stören.

Eine sekundäre Hyperurikämie wird nach Herzinfarkt, schweren Infektionen, Leukämie und Niereninsuffizienz beobachtet. Dem liegt ein verminderter Harnsäureabbau bei gesteigerter Produktion zugrunde. Auch Medikamente können durch Verminderung der Harnsäureausscheidung zu Gichtanfällen führen. Diuretika, Acetylsalizylsäure, Pyrazinamid und Ciclosporin sind hier in der Anamnese abzufragen.

Die Gicht befällt bevorzugt Männer über 30 Jahre mit pyknischer Konstitution; Frauen werden 10 mal weniger betroffen.

Die Ursache liegt in einer Fehlregulation des Purinstoffwechsels, der durch Enzyme der Leber gesteuert wird. Die mangelnde Harnsäureausscheidung durch die Niere führt zu Ablagerung der Kristalle in Gelenken und anderen Geweben, wobei Tophi der Haut, der Ohrknorpel und Anschwellungen der Endgelenke besonders augenfällig sind.

Die Diagnose wird meist beim ersten Gichtanfall gestellt, der sich oft nachts im Großzehengrundgelenk zeigt und mit hochakuten Schmerzen, Schwellung und Rötung des betroffenen Glieds einhergeht. Die Ansprechbarkeit der Schmerzen auf Colchizin gilt als beweisend, die Harnsäurebestimmung bestätigt die Vermutungsdiagnose. Dem Anfall geht meist eine opulente Mahlzeit mit reichlich Alkohol voraus. Aber auch der Beginn einer Fastenkur, speziell mit gleichzeitiger Einnahme von Diuretika kann den ersten Anfall auslösen.

Bei Nierensteinen mit all ihren klinischen Krankheitsformen ist an eine Störung des Harnsäurestoffwechsels zu denken; der Nachweis von Natriumuratkristallen im Urin gilt als Leitsymptom.

Th. Sydenham hat 1683 die Unterscheidung von Gicht und Rheuma in die Signaturenlehre eingeführt. 1797 fand W. H. Wollaston Harnsäurekristalle in den untersuchten Gichtknoten, die darin 1848 A. Garrod einer Stoffwechselstörung zuwies.

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