Naturheilpraxis - Ausgabe 01/2003
Isoflavonoide aus der Süßholzwurzel
Antiatherogene Wirkungen durch antioxidative Effekte
Hemmung der LDL- und Lipidperoxidation durch das Isoflavan Glabridin

von Jens Bielenberg

Zusammenfassung:
Die Süßholzwurzel genießt in der traditionelle asiatischen und europäischen Medizin eine herausragende Bedeutung. Das breite Wirkungspektrum beruht auf dem komplexen Profil der Inhaltsstoffe. Galt in der Vergangenheit das besondere Interesse der Wissenschaft der Glycyrrhizinsäure rückt die Flavonoidfraktion in das Zentrum der Forschungsaktivitäten. So fanden japanische Wissenschaftler einen Hemmeffekt auf Lipidperoxidationen und eine Einsparung von Antioxidantien durch Isoflavane auf der Basis von Glabridin, wie Hispaglabridin und 3-Hydroxy-4-O-Methylglabridin. Durch die Hemmung der LDL-Oxidation wird das Risiko der Schaumzellbildung und der Atherosklerose reduziert sowie die mitochondriale Stabilität und Funktion geschützt. Ferner konnte eine Einsparung von anderen Antioxidantien wie Caroten und Lycopin durch Glabridin beobachtet werden.

Einleitung:
Die Süßholzwurzel, Ausgangsstoff der Lakritzherstellung, besitzt ein breites Wirkungsspektrum, das auf ein komplexes Spektrum auf Inhaltsstoffen zurückzuführen ist. Während in den letzten Jahrzehnten das Triterpensaponin Glycyrrhizin im Mittelpunkt der Aktivitäten von Pharmakognosten, Pharmakologen und Toxikologen stand, rückt in jüngster Zeit die Flavonoidfraktion ins Zentrum des Interesses und liefert neue Ansatzpunkte, den Siegeszug der Süßholzwurzel durch die großen europäischen und asiatischen Kulturen zu erklären. Besonders Chalkone und Isoflavane geben Anlass zur Hoffnung antiphlogistisch und antioxidativ wirksame Wirkstoff zu gewinnen bzw. abzuleiten. Der folgende Artikel beschäftigt sich in erster Linie mit pharmakologischen Eigenschaften von Isoflavanen, die neue Erklärungsansatze für zahlreiche Süßholzwirkungen geben.

Die Süßholzwurzel besaß in den großen asiatischen und europäischen Kulturen eine herausragende Bedeutung. In China gehört sie zu den zehn bedeutendsten Heilpflanzen. Römer und Griechen verwendeten sie bei Asthma und Hautgeschwüren. Die Skythen nutzten den wasserretinierenden Effekt, um bei der Durchquerung von Wüsten 10-12 Tage ohne Flüssigkeitszufuhr auszukommen. In Russland wurden die mineralkortikoiden Wirkungen zur Behandlung der Nebenniereninsuffizienz eingesetzt. In Japan werden Süßholzwurzelextrakte in Kombination mit Pfingstrose zur Ovulationsauslösung bei hyperandrogenetischen Frauen angewendet. Israelische Untersuchungen belegen eine interferonstimulierende und antivirale Wirkung z.B. bei Herpes simplex Viren. In Japan ist Glycyrrhizin aus der Süßholzwurzel das meistverwendete Leberpräparat, das sowohl bei viralen als auch bei toxischen Hepatitiden gute Effekte zeigt. Im Krebsforschungszentrum von Houston, Texas, forscht man an antikanzerogenen Effekten der Süßholzwurzel. In Mitteleuropa erfreuen sich Süßholzwurzelextrakte nicht nur als Lakritzen einer großen Beliebtheit, sondern die spasmolytischen und antiphlogistischen Effekte werden für Magenmittel ausgenutzt.

Galt der Glycyrrhizinsäure in den letzten Jahrzehnten das besondere Interesse der Toxikologen und Pharmakologen, rückt in jüngster Zeit die Flavonoidfraktion mehr und mehr in den Mittelpunkt wissenschaftlicher Aktivitäten. So konnte für das Isoflavonoid Licoricidin eine starke Hemmwirkung auf die Lyso-PAF-Acertyltransferase nachgewiesen werden, dem geschwindigkeitsbestimmenden Syntheseschritt des Plättchenaktivierungsfaktor, der für die Pathogenese entzündlicher und allergischer Prozesse mitverantwortlich ist (1). Die Süßholzwurzel besitzt somit eine Vielzahl interessanter pharmakologischer Effekte. Für dieses komplexe Wirkungsspektrum könnte die Wirkung bzw. der Schutz gegen oxidativen Stress eine Erklärung sein. Der folgende Artikel hat den Effekt von Isoflavanen aus der Süßholzwurzel gegen oxidativen Stress zum Schutz mitochondrialer Funktionen vor Lipidperoxidationen zum Gegenstand.

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