Naturheilpraxis - Ausgabe 01/2003
Tinnitus-Retraining-Therapie
von Lutz-Michael Schäfer

Vorwort
In den letzten Jahren hat sich in Deutschland bei der Tinnitus-Therapie ein offenbar entscheidender Wandel vollzogen. Die Suche nach immer neuen, den Tinnitus abtötenden Pillen, war erfolglos geworden. Durchblutungsfördernde Maßnahmen und die Sauerstoffüberdruckbehandlung erbringen nur in der Frühphase des Tinnitus Erfolg. Nach neuesten Erkenntnissen aus Amerika gelingt es durch Gewöhnungsprozesse das störende Ohrgeräusch aus der Wahrnehmung verschwinden zu lassen oder es in ein für uns unbedeutendes Hintergrundgeräusch umzuwandeln. Diese neuen therapeutischen Konzepte werden unter dem Begriff Tinnitus-Retraining-Therapie zusammengefasst. Als Tinnitus bezeichnet man alle Formen von Ohrgeräuschen, die ein Mensch hört, ohne dass ein äußeres Schallsignal vorliegt. Viele Patienten kennen Ohrgeräusche, denn Ohrgeräusche treten eigentlich bei allen Menschen spontan und für kurze Zeit auf. Von Tinnitus (lat. tinnere – klingen) spricht man erst, wenn die Geräusche regelmäßig, oder auch über einen längeren Zeitraum auftreten.Häufig verbinden sich diese Geräusch mit seelischen Lebensbeeinträchtigungen. Am häufigsten gehören hierzu Schlafstörungen, Unausgeglichenheit, Aggressivität, mangelnde körperliche und seelische Belastbarkeit sowie Depressionen. In solchen Fällen spricht der Mediziner vom chronisch-komplexen Tinnitus.

Tinnitus ist – zumindest in der Anfangsphase – ein Krankheitssymptom. Dieses Symptom ist ein wichtiger Hinweis darauf, dass im körperlichen und/oder seelischen Bereich irgend etwas vorhanden ist, was stört oder beeinträchtigt und somit krank macht. Viele Betroffene sind dieser Situation hilflos ausgeliefert. Die Geräusche im Kopf verwirren sie und machen ihnen Angst.

Unterstützt wird die Angst vor dem Ohrgeräusch durch teilweise absurde Behauptungen der Laienpresse der Tinnitus sei ein drohender Schlaganfall oder der Infarkt des Innenohres.
Aber auch der unzureichende Informationsstand von Betroffenen und leider auch von Behandlern tragen zu einer Chronifizierung bei ("Damit müssen Sie leben").

Ca. 10 – 13 Mio Menschen in Deutschland berichten über Tinnitus. 30% der über 65jährigen Patienten geben an, unter einem Ohrgeräusch zu leiden. Weiterhin gehen die Untersuchungen davon aus, dass etwa 1 Million Menschen in Deutschland so stark unter Tinnitus leiden, dass sie nicht mehr in der Lage sind, ein normales Leben zu führen. Mit steigendem Lebensalter steigt auch der Anteil an Betroffenen und erreicht ca. um das 50. Lebensjahr seinen Höhepunkt. Man muss jedoch klar dazu sagen, dass Tinnitus keine Alterserscheinung ist, die man einfach so hinzunehmen hat. Tinnitus kommt immer öfter auch in jungen Jahren vor. Bei Jugendlichen zeigt er sich mit deutlich steigender Tendenz. Die Schäden, die sich Jugendliche in ihrem Freizeitverhalten mit Disco, Walkman, Rapmusic und allgemeinem Lärm zufügen, können sie in der Regel für das Erwachsenenalter noch gar nicht überblicken, so dass wir hier nur vor einer Lawine in kommenden Jahren warnen können.

Ursache für den hohen Anteil der Tinnitus-Patienten in der Mitte des Lebensabschnittes sind sicherlich der berufliche Stress und die allgemeine Krise in der Lebensmitte (Midlife-crisis) sowie allgemeine Alterungsprozesse, aber auch Lärmschwerhörigkeit.

In der Literatur finden sich allerdings noch 400 andere mögliche Ursachen und Kombinationen für die Entstehung eines Ohrgeräusches, so dass hier eine sorgfältige medizinische Abklärung erforderlich ist, inwieweit Neurologe, Zahnarzt oder auch Orthopäde hinzugezogen werden müssen. Eine umfangreiche und sorgfältige Diagnostik am Anfang in unerlässlich, ebenso wie die ebenfalls bekannten Sofortmaßnahmen je nach Ursache, auf die wir hier in diesem Artikel allerdings nicht näher eingehen möchten, da es sich ja um einen Artikel zur Retraining-Therapie bei chronischem Tinnitus handelt.

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