Hypnose bei Schmerz
- Erfahrungsbericht aus der psychotherapeutischen Praxis - Theoretische Überlegungen zu dem Thema
von Micheline Geldsetzer

Im Normalfall lernt der Mensch den Schmerz als Warnung kennen: der Körper tut seinen Unmut kund, wenn man sich verletzt, krank ist oder eine Entzündung vorliegt. Hier spricht man vom "akuten Schmerz". Halten die Schmerzen länger als ein halbes Jahr an, spricht man vom "chronischen Schmerz". Hierunter fallen z. B. rheumatische Schmerzen, Kopfschmerzen (Migräne oder Spannungskopfschmerz), Rückenschmerzen, aber auch Karzinomschmerzen. Der Schmerz hat beim chronischen Schmerz seine Hinweisfunktion verloren, so dass er das Hauptleiden des Patienten darstellt.
Psychologische Interventionen sind vorwiegend auf chronische Schmerzen ausgerichtet, da die Vermittlung und Übung der erforderlichen Fähigkeiten zur Schmerzbewältigung oft länger als die jeweiligen akuten Schmerzepisoden dauern. Hypnotherapeutische Verfahren sind hingegen äußerst gut sowohl bei akutem, als auch bei chronischem Schmerz anzuwenden.

In der Bundesrepublik Deutschland leiden ca. 5 Mio. Patienten unter chronischen Schmerzen, davon bedürfen mehr als 1/2 Mio. Patienten ständiger ärztlicher Hilfe (Gerber, Hasenbring 1993). Wer chronisch leidet, pilgert im Durchschnitt 10 Jahre lang zu acht verschiedenen Ärzten, meist in noch schlimmerem Zustand als zuvor, bis er bei einem Spezialisten landet. Vier von fünf Leidenden liegen während ihres Märtyriums mindestens einmal in der Klinik. Jeder dritte wird wegen seiner Schmerzen operiert. Und die Zeit, die die meisten mit wirkungslosen Therapien verbringen, arbeitet gegen sie: je tiefer sich der Schmerz in die Nervenbahnen einfrisst, desto schwerer ist er zu kurieren.

Schmerz ist ein Phänomen der Wahrnehmung, so dass eine Veränderung der Schmerzwahrnehmung durch Aufmerksamkeitsumlenkung herbeigeführt werden kann.

Fazit
Die Hypnotherapie bietet für die Bewältigung akuter und chronischer Schmerzen verschiedene hilfreiche Techniken. Die meisten davon sind schnell zu erlernen und vom Patienten eigenständig einzusetzen. In der Behandlung von Patienten mit chronischen Schmerzen ist es wichtig, deren persönliche Grenzen bzgl. der Bereitschaft, sich auf einen therapeutischen Prozess einzulassen, zu respektieren.
Die genannten Techniken sind eine Auswahl aus einem reichhaltigen Repertoire, das hier zum Einsatz kommen kann. Wesentlich für das Gelingen der Therapie ist jedoch die Mitarbeit seitens des Patienten.