Naturheilpraxis - Ausgabe 03/2001
Das Herdgeschehen
von Hermann Biechele und Peter Wemhoff

Zusammenhänge Diagnose Therapie
Das "Herdproblem" im Überblick
Die Überschrift ist bewusst so gewählt, denn sowohl für den Patienten als auch für den Therapeuten bereitet die Thematik Herd Schwierigkeiten. Zum einen meistens unentdeckt, frustrieren sie Patient und Therapeut gleichermaßen, weil bewährte Behandlungskonzepte nicht greifen. Zum anderen benötigt das Auffinden, die Bewertung und Behandlung solcher Störfelder eine Menge Erfahrung und diagnostisches Geschick.

Entstehung chronischer Krankheiten
Einen Zugang zur komplexen Thematik Herd (Störfeld, Focus) mit seiner Bedeutung bei unterschiedlichsten Krankheitsbildern gewinnt man häufig erst vor dem Hintergrund der Entstehung chronischer Krankheiten. H. W. Schimmel nennt vier Wege einer möglichen Ätiologie:
  • Übergang einer Akuterkrankung in die Chronizität
  • Intoxikation: Medikamente, Umwelttoxine, ...
  • Fokaltoxikosen (Anmerkung des Verfassers: neben toxischen Störungen können auch neurale und mechanische Störfelder auftreten, deshalb wäre der Begriff Herdgeschehen hier allgemeiner gefasst)
  • angeborene Enzymopathie (sehr selten)
Im Gegensatz zu akuten Krankheitsprozessen zeigen primär chronische zu Beginn eine Vielzahl unspezifischer und diffuser Symptome. Sie äußern sich am Patienten als Befindensstörungen, noch lange bevor sich organische Schäden manifestieren und nachweisen lassen. Charakteristisch ist ihr wellenförmiger Verlauf mit starker Abhängigkeit von zusätzlichen Belastungsfaktoren wie beispielsweise dem Wetter oder Stress. Dabei typisch auftretende Symptome, wie Müdigkeit, Antriebslosigkeit, erhöhte psychische Labilität, verminderte Lebensfreude, Vasoneurosen (kalte Hände und Füße), unklare Verdauungsbeschwerden sind jedem Therapeuten hinlänglich bekannt. Es sind alles vegetative Symptome, deren organische Ursprünge im "weichen Bindegewebe", im Extrazellulärraum des Körpers zu suchen sind. Wir haben es Pischinger und Kellner zu verdanken, die mit ihren Veröffentlichungen bewiesen haben, dass das Mesenchym nicht nur "Transitstrecke", sondern gleichzeitig Sitz der vegetativen Grundsteuerung ist. Sie definierten das "System der Grundregulation" und schufen damit eine neue Basis für eine ganzheitsbiologische Theorie der Medizin. Über das weiche Bindegewebe, als zentrales Bindeglied aller Zellen des Organismus, war eine Verbindung zwischen Humoral-, Zellular-, Neural- und Organpathologie möglich geworden.

Das "weiche Bindegewebe"
Pischinger entdeckte, dass die vegetativen Nervenfasern sozusagen "blank" in der extrazellulären Flüssigkeit enden und dort den vegetativen Impuls in das "Milieu" weitergeben. Kurz gefasst lässt sich das Grundsystem beschreiben als ein synergistischer Komplex von Zelle, Kapillare und Nerv mit dem gemeinsamen Wirkfeld der mesenchymalen Flüssigkeit. Als regulierendem Element teilt sich von hier aus jedes Geschehen der Lymphe und damit dem Blut mit. Kompensiert werden Belastungen des Grundsystems bis zu einem individuell variierenden Schwellenwert. Erst eine permanente Überforderung in diesem Bereich irritiert die kybernetische Regelordnung und damit die natürlich ablaufenden physiologischen Prozesse. Mit der dadurch eingeschränkten Möglichkeit auf Reize biologisch sinnvoll zu reagieren, vermindert sich die Anpassungsfähigkeit auf unterster Ebene, so dass sich physiologische Ordnungs- und Heilungsprinzipien unzureichend oder überhaupt nicht entfalten können. Dies ist gleichbedeutend mit dem Beginn eines chronischen Leidens.
Die modernen Umwelt- und Lebensbedingungen führen zu einer schnelleren Erschöpfung der Potentiale, die das Bindegewebe kompensieren kann. An erster Stelle stehen dabei Nahrungs- und Umwelttoxine, Medikamente sowie Überernährung in Verbindung mit mangelnder Bewegung. Zu diesen addieren sich Belastungen durch Elektrosmog, ein Übermaß an empfundenem Stress, geopathische aber eben auch körpereigene Störfelder.

Grundlagen zur Herdthematik
Ursprünglich war man davon ausgegangen, dass Herde nur bakterieller Natur sein können, bis die Gebrüder Hunneke ihre Erfahrung mit dem "Sekundenphänomen" machten. Sie gaben ihrer Entdeckung den Namen Störfeld, denn aufgrund der unverzüglichen Reaktionen konnte es sich nur um neurale Reaktionen handeln. Ein Focus bezeichnet einen schwelenden Entzündungszustand, der lokal stumm bleibt.
Die Bezeichnungen "Herd", "Störfeld" und "Focus" sollen hier allerdings synonym verwendet werden und auf mögliche Arten der Fernwirkungen erst später eingegangen werden. Grundsätzlich können Herde überall im Körper vorkommen. Jedes Gewebe und jedes Organ kann sich zu einem Störfeld entwickeln. Wesentlich für Herde erscheint, dass sie vor Ort nahezu keine Probleme oder Schmerzen erzeugen, deshalb vom Patienten selbst nicht bemerkt und damit therapeutisch vernachlässigt werden. Auf diese Grundkonstellation "pfropfen" sich an völlig anderen Körperstellen ganz anders gelagerte Beschwerden auf, mit denen nur scheinbar kein Zusammenhang besteht. Setzt die Therapie bei der Zweiterkrankung an, sind häufig keine oder nur kurzzeitige Verbesserungen zu erreichen. Erst in Verbindung mit einer lege artis durchgeführten Herdsanierung lassen sich nachhaltige Erfolge erzielen. Im Sinne Pischingers stellen Herde eine permanente Dauerbelastung des Grundsystems der, die, falls kompensiert, (noch) keine Auswirkungen auf den Gesamtorganismus haben müssen. Sie bereiten jedoch durch eine "unspezifische" Vorschädigung, einer möglichen "spezifischen" Zweiterkrankung den Boden.

Damit wird aber auch verständlich, warum viele Menschen einen Herd oder sogar mehrere Herde tragen, ohne körperliche Beschwerden zu entwickeln. Eine Tatsache, die Gegner der Herdtherapie gerne zu Felde führen.

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