Naturheilpraxis - Ausgabe 03/2001
Pathologie in der ganzheitlichen Naturmedizin
von Martin P. Steiner

"Du gleichst dem Geist, den du begreifst, nicht mir!"
- "Ich, Ebenbild der Gottheit - und nicht einmal Dir??!"
(Faust im Dialog mit dem Erdgeist)

Dass der Naturmedizin eine "regelrechte" Pathologie fehle, ist ein beliebter Vorwurf von Seiten der Schulmedizin - insbesondere im Hinblick auf die Homöopathie. Der vorliegende Artikel will zeigen, dass die Verhältnisse in Wirklichkeit eher umgekehrt liegen: Nicht apparatives Beschreiben allein, beschränkt durch Meßmethoden und "Normwerte", nicht Statistiken sind es, welche Kranksein erklären - das Wissen vom Leiden vermitteln und den Weg zur Heilung aufzeigen können, sondern einfühlsames Erforschen des geistigen Sinns und individueller Ursachen des Leidens sowie das Wissen um geistige, seelische und physische Entsprechungen.

Alles lebt zuerst im Geist, bevor es "ins Fleisch kommt" - und was immer Geist und Seele bewegt, muss und wird sich sichtbar und fühlbar manifestieren - ein hermetischer Grundsatz. Menschliches Forschen war stets, und wird wohl immer sein, menschliches Fragen nach dem Woher? - Warum? - Wozu? aller auf die menschliche Seele wirkenden Dinge - der sogenannten Wirklichkeit. "Wirklichkeit ist, was auf die menschliche Seele wirkt", hat C.G. Jung einst gesagt und damit grundsätzlich den Unterschied zwischen Wahrheit und Wirklichkeit mit-definiert. Denn was wirkt auf die menschliche Seele? Doch nur das, was diese Seele widerspiegelt - also nichts, was sie nicht bereits "wissen" könnte.

Damit sind wir bereits in den Kern der im Lead dieses Aufsatzes umschriebenen Thematik vorgestoßen. Denn wenn nichts auf die menschliche Seele wirken - und mithin im menschlichen Körper zum Ausdruck kommen, sich offenbaren kann, als was in diesem individuellen Bewusstsein bereits enthalten ist, dann bedeutet das logischerweise, dass einem Menschen nichts begegnen, zu-fallen, zu-stoßen oder wider-fahren kann, worauf er nicht seelisch bereits eingestellt ist. Diese Wirklichkeit gilt nun aber ausschließlich für diesen einen, individuellen Menschen, und vorerst nur für den gerade aktuellen Augenblick oder Zeitabschnitt. Es handelt sich daher um keine allgemeingültige Wahrheit, sondern "nur" um eine individuelle Wahrheit - um eine subjektive Tatsache also. Daran ändert auch die Möglichkeit nichts, dass für eine Gruppe von Menschen dieselbe Wirklichkeit gelten könnte, die dann zur subjektiven Wahrheit eines Kollektivs würde. Nachdem diese Feststellung einmal gemacht ist, ist es nur noch einen Schritt weit bis zur umgekehrten Feststellung, dass ein Mensch - beziehungsweise sein individuelles Bewusstsein - seine individuelle Wirklichkeit nicht nur prägt, sondern geradezu selbst produziert, um nicht ausdrücklich zu sagen provoziert - d.h. selbst hervorruft aus der unendlichen Fülle bewusst oder unbewusst denkbarer Möglichkeiten.

Es erschien nützlich, diese grundsätzlichen Feststellungen als Einleitung und Basis zu benutzen, da sie heute von der modernen Psychologie und akademischen Metaphysik ebenso akzeptiert sind wie von den Überlieferungen und "Lehren" esoterisch-geisteswissenschaftlicher Vorbilder aller Zeiten und Kulturen der uns bekannten Welt.

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