Naturheilpraxis - Ausgabe 07/2002
Homöopathie und Psychotherapie
von Jochen Schleimer

Während die "diplomatischen Beziehungen" zwischen Akupunkteuren und Homöopathen im allgemeinen recht gut sind, besteht zwischen der Homöopathie und der Psychotherapie gelegentlich sogar offene Feindschaft; Homöopathen halten die Psychotherapie gelegentlich für obsolet und jeden der sich zusätzlich zur Homöopathie mit der Psychotherapie befasst für einen Ketzer. Psychotherapeuten sprechen von der Homöopathie gern als "romantische Medizin" und verkapptem Materialismus.

Beide Ansichten sind falsch und schädlich – vor allem für den Patienten.

Beide Systeme gehören nach KLINGHARDT der gleichen, nämlich der 3. Ebene an und arbeiten am Mentalkörper. Bei der Behandlung chronischer Krankheiten geht es auf dieser Ebene beiden Systemen um Erfahrungen und deren Auswirkungen auf die Gestaltung des Lebens in all seinen Facetten, um Glaubenssätze, Einstellungen, Gedanken und innere Haltungen.
Das beiden gemeinsame Konzept geht vom Verstand mit seinen bewussten und unterbewussten Anteilen aus.

Auch Diagnosemethode herrschen mehr Gemeinsamkeiten als Trennendes:
Grundlage beider Systeme ist allemal das Gespräch, auch wenn die Schwerpunkte oft differieren. Beide leiden auch unter den Problemen der Kommunikation, da der Inhalt des Gesagten durch zahlreiche verzerrende Filter (Erfahrungen, Überzeugungen, frühere Entscheidungen u.s.w.) oft bis zur Unkenntlichkeit entstellt ist.

Gegen das kommunikative Dilemma hat die Homöopathie bisher kein Mittel gefunden, wenn man von klinischen Untersuchungsmethoden absieht. Auch Laboruntersuchungen zur Similefindung sind nur von begrenzter Zuverlässigkeit. Andere, durchaus brauchbare Verfahren (z.B. Radionik) haben sich unter Homöopathen noch nicht durchgesetzt.

Dem Problem eingeschränkter Kommunikation begegnet die Psychotherapie durch psychologische Tests, die in einer kaum mehr überschaubaren Anzahl existieren. Aussagekräftige Tests scheinen dabei äußerst zeitaufwendig zu sein, während Tests, die schnell durchzuführen sind wie z.B. der MALT (= Münchener Alkoholismus – Test) sogar nach Äußerung seines Erfinders mehr der Motivation zur Therapie als der Diagnostik dient.

Eine große Ausnahme stellt der Farbtest nach LÜSCHER dar, der schnell durchzuführen ist, unmittelbare Therapieanweisungen gibt und einen extrem hohen Aufforderungscharakter hat. Bedauerlicherweise ist er von der Honorierung nach der GOÄ ausdrücklich ausgenommen. In abgewandelter Form kann als Grundlage der homöopathischen Mittelfindung dienen.

Viele Homöopathen sind sich oft nicht bewusst, dass das Repertorisieren eine Diagnosemethode darstellt. Das Erfassen der Symptomatik des gesamten Menschen, mehr noch das Hierarchisieren der Symptome und schließlich das Herausarbeiten der Ähnlichkeit zwischen der Gesamtheit der Symptome und dem Bild des homöopathischen Mittels ist eine Leistung, die der Psychoanamnese gleichwertig ist. Bei beiden schafft das "Sich Aussprechen" oftmals eine Erleichterung. Allerdings besteht bei beiden (bei der Homöopathie möglicherweise stärker ausgeprägt) die Gefahr, durch wiederholtes Schildern der Symptome seine Krankheit "auswendig zu lernen".

Die Psycho – Kinesiologie als Sonderform der Psychotherapie reduziert durch ihre Art der Diagnostik die Gefahr einer Chronifizierung weitgehend.

Während die Homöopathie als therapeutisches System im Wesentlichen fest umrissen ist (Dank HAHNEMANNS Hang zur Orthodoxie) ist die heutige Psychotherapie keinesfalls ein monolytischer Block. Trotzdem liegen den meisten psychotherapeutischen Systemen die gleichen Annahmen zur Krankheitsentstehung zu Grunde.

Es wird davon ausgegangen, dass der Ursprung der psychischen und psychosomatischen Erkrankungen im Unterbewusstsein liegt. Während man früher mangels geeigneter neurologischer und neurophysiologischer Kenntnisse im Unterbewusstsein eine "Instanz" sah, weiß man heute, dass ihm bestimmte Hirnstrukturen – nämlich das limbische System – zu Grunde liegt.
Der Konfliktinhalt bestimmt Ort, Zeit und Art der Erkrankung. Die Schwere des seelischen Traumas korreliert mit der Schwere der Krankheit.
Zwischen dem seelischen Trauma und dem Zeitpunkt, an dem die Krankheit auftritt können Jahre oder Jahrzehnte vergehen. Auslöser sind oft eher banale Ereignisse, die fälschlich für die Ursache gehalten werden, weshalb viele Therapien fehlschlagen. Die Ursachen lassen sich auf schnelle Weise nur durch psycho – kinesiologische Verfahren und in der Hypnose aufdecken.

Heilung bedeutet Erinnerung an den Konflikt und dessen Löschung durch Abkoppelung vom Nervensystem.
Der Konflikt ist in der Regel unbewusst, d.h. in Unterbewusste verdrängt. Die Bewusstwerdung geschieht mittels spezieller therapeutischer Techniken. "Bewusste" Konfliktinhalte sind meist Fallstricke und locken vom eigentlichen Thema fort.
Auf die oben geschilderte Art und Weise sind die meisten seelischen und psychosomatischen Erkrankungen heilbar.

Die Homöopathie geht von gänzlich anderen Annahmen aus, kommt jedoch zu ähnlichen Konsequenzen.

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