Panta Ausgabe 4/1992
Dosierungsfragen
Heinrich Rossmann

Zusammenfassung
Die Diskussion, wie die durch die Methode der Elektroakupunktur nach Voll ausge-testeten Medikamente gegeben werden sollen, ist noch nicht abgeschlossen. Diese Studie untersucht die Ergebnisse der EAV-Therapie nach peroraler und nach parenteraler Applikation.

Schlüsselwörter
Elektroakupunktur nach Voll
Dosierungsfragen

Summary
The discussion, how drugs which have been tested by the method of the electro-acupuncture according to Voll should be administered has not yet come to an end. In this study, the results of the EAV therapy after peroral and parenteral application are examined.

Keywords
Electro-acupuncture according to Voll
Questions of dosage

In langer Tradition wurden in der Elektroakupunktur nach Voll (EAV) die ausgetesteten Heilmittel und Nosoden als Injektion verabreicht.
Die vorherrschende Meinung war, dass die Mittel unter Umgehung des Magens zur Wirksamkeit kommen müßten.
Ein anderer Aspekt ist, dass die Änderung der Potenz den Gewöhnungsprozeß umginge.
Eine ständig gleichbleibende Potenz eines Heilmittels induziere eine Körperabwehr, die nach kurzer Zeit zur Wirkungseinbuße der Medikamente führe. Um dies zu umgehen wurden Kuf-Reihen entwickelt.

Inzwischen liegen eine Reihe von Erfahrungen über die perorale Verabreichung der ausgetesteten Medikamente vor.
Dabei wurden zwei Formen praktiziert:
1. Die ausgemessenen Ampullen von Heilmitteln und Nosoden werden nicht injiziert, sondern werden stattdessen langsam getrunken. Die Potenzvariationen der Kuf-Reihen werden angewendet.
2. Die Potenz der ausgemessenen Nosoden und Reizmittel wird nicht geändert, die ursprüngliche Potenz wird über mehrere Wochen beibehalten, die Menge der verabreichten Tropfen wird variiert.

Es interessieren jetzt Vergleiche zwischen den einzelnen Therapieformen.

Vorgehen
Grundlage der Untersuchung ist das Meßprofil der systematischen Elektroakupunktur nach Voll, wie es beim Computermeßprogramm Rossmann/ Mayer vorliegt.
Es hat den Vorteil, dass die Messung vollautomatisch erfolgt und vom Therapeuten nicht beeinflußt werden kann. Der Computer analysiert die Meßkurve und stellt das Ende des Zeigerabfalls wesentlich genauer als der Therapeut fest.
Das Vorgehen bei jedem Patienten ist absolut gleich, es werden immer 120 aussagekräftige Meßpunkte untersucht und die Höchstwerte und Zeigerabfälle registriert. Das Ergebnis ist ein übersichtliches Profil der vegetativen Funktionen des Patienten.
Zwei Meßprofile eines Patienten, die zeitlich mindestens zwei Monate auseinander liegen und zwischen denen eine EAV-Therapie durchgeführt wurde, werden untersucht. Es werden 18 oral therapierte Fälle mit 15 konventionell parenteral-behandelten verglichen. Beurteilt wurde, wie sich die EAV-Meßdaten bei der 2. Messung verändert oder sogar verbessert haben.
Zur Beurteilung eines Meßprofils eines Patienten habe ich einen sog. Index erfunden.
Dabei werden die nach den Lehren der EAV pathologischen Meßdaten benotet und aufsummiert. Das Ergebnis ist eine Zahl; 0 würde optimale Gesundheit bedeuten, der unbehandelte Durchschnittsbürger erreicht ca. 60, ein Rheumatiker über 100.
Damit läßt sich das Gewicht der Last feststellen, die die Funktionalität des Individuums beeinträchtigt.
Eine Verbesserung dieses Wertes bei einem folgenden Meßprofil gibt eine Minderung dieser Last und eine Befundverbessereung wieder.
Der Wert ist absolut technisch erzeugt und von mir nicht beeinflußbar, bei jedem Patienten werden ständig identische Punkte gemessen.
Pro Profil fallen 120 Meßvorgänge an. Die Benotung der pathologischen Zeichen der einzelnen Meßpunkte erfolgt nach Tab. 1 und 2.

Kasuistik
Tab. 3 gibt die Untersuchungsdaten, das Ergebnis der Untersuchung als Indexzahl, die Art der Therapie, das Datum und den Index der Nachuntersuchungen an. In der letzten Spalte wurde die Differenz zwischen dem 1. Und 2. Indexwert gebildet.
Ist das Ergebnis größer Null, so hat sich der EAV-Befund bei der Nachuntersuchung verbessert, die Höhe der positiven Zahl kann mit dem Grad der Befundverbesserung gleichgestellt werden, die negativen Zahlen repräsentieren Verschlechterungen. Man sieht, dass nur 4 Patienten eine negative Bilanz haben. Alle anderen haben deutliche Befundverbesserungen, die oft erheblich sind. Bis auf 4 Patienten haben alle grundsätzlich gut auf die EAV-Therapie reagiert. Dies entspricht auch unseren praktischen Erfahrungen mit den Patienten. Man kann daraus schon herauslesen, dass die Elektroakupunktur nach Voll eine sehr wirkungsvolle Therapie ist.

Abb. 1 zeigt im Bereich der oralen Therapien (T. A.) ebenfalls gute Erfolge, die aber in der Validität deutlich hinter den parenteralen (P.) zurückbleiben. Man kann den Eindruck haben, dass bei den peroral Behandelten die Therapiesicherheit etwas unsicherer ist. Sie Tropfentherapie wirkt aber nicht immer! Sie ist der parenteralen Therapie unterlegen!
Andeutungsweise kann man eine bessere Erfolgschance der oralen Ampullentherapie (A.) zumessen.
Das abschließende Ergebnis ist in Abb. 2 aufgezeigt.

Schlußfolgerungen
Wie man sieht, habe ich 18 Fälle von peroraler Therapie 15 Fällen von herkömmlicher Spritzentherapie gegenübergestellt.
Grundsätzlich kann man aus der Tab. 3 ersehen, dass sich beim Vergleich der Indices vor und nach Elektroakupunktur-Behandlung nach Voll eine Besserung der Meßprofile eingestellt hat. Nur in 4 Fällen war dies nicht so. Dies spricht eindeutig für die Qualität der EAV-Therapie.
Ich habe die Studien so gut wie möglich durchgeführt, da mich dieses Ergebnis sehr interessiert. Ich hätte mir mehr Patienten gewünscht, die ich mit Tropfen therapieren konnte. Aber meine Praxisbesonderheiten ließen nicht mehr zu. Zum einen habe ich einen Stamm von alten Patienten, die aus Gewohnheit großen Wert auf die Injektionstherapie legen, wie diese Studie zeigt zu Recht!
Zum anderen liegt es in der Natur der Patienten, die ich als Arzt einzuschätzen habe. Betrachten wir die EAV als Reiztherapie und die Nosoden als Immunmodulatoren, so bieten sich sensible Patienten und Kinder für eine perorale Behandlung an.
Bei robusten Patienten mit einer großen Last von Problemen ziehe ich weiter die Injektion vor.

Auswahl der Patienten
Ab 1.1.92 habe ich allen Patienten die perorale Therapieform angeboten. Die Akzeptanz war, wie aus der geringen Fallzahl zu sehen ist, nicht besonders gut. Ich habe alle Fälle einer peroralen Therapie zusammengestellt, die für mich ohne großen Aufwand erreichbar waren. Es mußte eine Anfangsmessung, eine EAV-Therapie und eine Kontrollmessung nach mindestens 2 Monaten vorliegen. Das gleiche verlangte ich von der parenteralen Vergleichsgruppe.
Ich habe die Patienten aus der aktuellen Praxis genommen, die diese Bedingungen erfüllten. Den Rest der Vergleichsgruppe habe ich bei A beginnend aus der Kartei genommen.

Mein Eindruck
Die perorale Therapie ist sanfter in der Wirkungsweise, man hat kaum oder weniger Erstverschlimmerungen, und der personelle Aufwand für die langwierigen Injektionen fällt weg. Dieser ist immer eine Ausgabe, die aus anderen Bereichen finanziell subventioniert werden muß. Auch die Therapiekosten sinken.
Aber eine andere Frage ist: Sind die Injektionen nicht ein Bestandteil unserer Exklusivität? Wie wird es mit der Patienten-Compliance? Die Injektionen sind auch mit einem gewissen Aufwand für den Patienten verbunden, und was viel kostet, ist gut! Deshalb schlage ich folgendes vor:
Wir bieten in unseren Praxen weiterhin die Injektionstherapien an. Ein bestimmter Personenkreis, Kinder, sensible Personen, schwere Allergiker, werden einer peroralen Behandlung zugeführt.

(Anschrift des Verfassers: Dr. med. Heinrich Rossmann, Cimbernstr. 4, 8000 München 70)

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