Panta Ausgabe 4/1992
Exposition und Disposition
Untersuchungen zur differenzierten Betrachtung von Amalgambelastung und Nosodentherapie

Johann Lechner

Zusammenfassung
Die vorgelegte Untersuchung setzt die mittels des DMPS-Tests feststellbare Quecksilber-belastung in Relation mit der Anwendung isopathischer Medikamente (Sdf. Silber-amalgam). Gleichzeitig werden Verlaufs-kurven zur Quecksilberbelastung vor und nach zahnärztlicher Amalgamentfernung erstellt. Diese Werte werden in kritische Korrelation mit intraoralen Strommeßwerten gesetzt.
Mit objektivierbaren Untersuchungsmethoden wie die Flimmer-Verschmelzungs-Fotometrie wird versucht, die bioenergetisch festestellbaren Reaktionen auf isopathische Medikation mit Sdf. Silberamalgam zu verifizieren.
Über die Frage der Lokalisationspräferenz von Schwermetalltoxinen wird eine indi-viduelle, qualitative Gewichtung der Toxin-wirkung gefordert, in Abhängigkeit von der individuellen Konstitution und Exposition. Dies ist möglich über bioenergetische Meßmethoden, wie z.B. der EAV.

Schlüsselwörter
DMPS-Test
Quecksilberbelastung
Intraoraler Galvanismus
Flimmer-Verschmelzungs-Fotometrie
Disposition
Exposition
Isopathie

Summary
The following investigation correlates the results of dmps-tests with the use of isopathic remedys (Sdf. Silveramalgam). Simultaneously, the amout of mercury-stress before and after the elimination of silveramalgam fillings by dental works is measured. The results of dmps-tests are correlated with intraoral galvanism.
By scientific methods like flimmer-fusion-photometry is to be verified the reaction on application of isopathics remedys, as is regularly to be noticed by bioenergetic methods like EAV.
The authors conclusion is, about the question in which organ a toxix effect can be localized, to put more attention on the constitutional aspect of individual response on specific toxines. This is possible by methods like EAV.

Keywords
Dmps-test
Mercury-stress
Intraoral galvanism
Flimmer-fusion-photometry
Disposition
Exposition
isopathia

Toxische Belastungen in Form von unterschwelligen Dauerexpositionen sind in ihren Wirkungen fast immer unspezifisch und in der Regel keinen bestimmten Krankheitsbildern zuzuordnen. Dies ist auch der Grund, warum sie in der herrschenden Kausalmedizin nur wenig Beachtung finden, obwohl gerade die "vegetativ-dystonischen" Elemente in den Beschwerdebildern der modernen Patientenschaft massiv zunimmt.
Die ausufernde Verordnung palliativ und psychotrop wirkender Pharmaka zeichnet ein klares Bild von der Hilflosigkeit gegenüber der Genese dieser Entwicklung. Eines der bekanntesten Beispiele hierzu ist die Dramatik der Holzschutzmittelvergiftungen durch Pentachlorphenol (PCP).
Bildlich gesprochen liegen diese exogenen Belastungen "wie ein Schatten" über der biologischen Eigendynamik des individuellen Regelsystems. Mit Absicht betonen wir gerade an dieser Stelle das individuelle Moment: Die individuelle und spezifische Reaktion dürfte gerade bei der langfristigen Wirkung exogener Belastungen entscheidend sein. Die Tatsache der Exposition an sich mag für jede toxikologische Betrachtung eine Rolle spielen , aber die Bereitschaft des Organismus, eine mehr oder weniger große Affinität zu exogenen Belastungen zu entwickeln, ist der entscheidende Auslöser für jede Symptomatik.
An keiner Stelle einer ganzheitsmedizinischen Betrachtung wird also die Schnittstelle zwischen den individuell-konstitutionellen Faktoren - also der Disposition - und den Belastungsfaktoren - also der Exposition - so deutlich, wie bei den toxischen Belastungen. Diese Feststellung, die für Schwermetallintoxikationen aus Amnalgamfüllungen ebenso gilt, wie für geobiologische Stressoren u.ä., möchten wir einer monomanischen Verunsicherung unserer Patienten entgegenstellen. Denn die einseitige quantitative Betonung des Amalgamproblems schwimmt auf der Welle eines ausschließlich biochemisch orientierten Menschenbildes. Die qualitative Gewichtung, nämlich die individuelle Art der Reaktionsweise auf die toxische Belastung, geht nicht in die labortechnische Betrachtung der Toxikologie ein.
Ausgelöst durch eine prinzipiell sensiblere Einstellung zur chronischen Belastungsfähigkeit des Organismus und verstärkt durch die Ergebnisse biofunktioneller und feinenergetischer Meßmethoden, war es für ganzheitlich therapierende Zahnärzte schon seit Jahren höchst zweifelhaft, ob das Einbringen von Schwermetallen, wie Quecksilber, Zinn u.a., im Rahmen einer Füllungstherapie mit Amalgam wirklich so unschädlich ist, wie von der sogenannten "Schulmedizin" immer wieder behauptet wurde. Jahrzehntelang von allen Toxikologen mit dieser Feststellung alleingelassen, gebührt in jüngster Zeit Daunderer der Dank der ganzheitlichen Ärzteschaft, mit dem DMPS-Provokationstest eine Untersuchungsmethode vorgestellt zu haben, mittels derer es möglich wurde, die Quecksilberbelastung im Gewebe des Organismus auch quantifizierbar im Labor nachweisen zu können. DMPS ist ein Chelatbildner und in der Lage, Quecksilber- und Kupferdepots über die Nieren zur Ausschwemmung zu bringen.
Für alle Ärzte und Zahnärzte, die schon jahrelang auf die toxischen Gefahren von Amalkgamfüllungen hingewiesen hatten, mußte der DMPS-Test eine willkommene Gelegenheit sein, ihre Überzeugung nun auch objektiv in Laboruntersuchungen überprüfen zu können.

Wir haben in unserer Praxis versucht, folgende Fragen über Reihenuntersuchungen und Vergleichsmessungen mit dem DMPS-Test zu beantworten.

1. Wir konnten mit bioenergetischen Meßmethoden (EAV, Kinesiologie) seit Jahren eine Vielzahl von amalgambelasteten Patienten feststellen. Entspricht dies den Ergebnissen mit DMPS-Provokationstests?
2. Ist die Mundstrom-Messung ein zuverlässiges Diagnostikum für eine Quecksilberbelastung aus Amalgam?
Entsprechen die Werte der Mundstrom-Messungen den Ergebnissen des DMPS-Tests proportional, wie zu erwarten wäre?
3. Wie verhält sich die Hg-Belastung nach der Entfernung der Amalgamfüllungen? Genügt die mechanische Entfernung oder müssen die Quecksilberdepots noch medikamentös ausgeschwemmt werden?
4. Ist die homöopathische Ausleitung der Hg-Depots ausreichend, auch in Kombination mit dem homöopathischen Medikament "Nos. Silberamalgam"?
5. Gibt es Organe, die durch die Hg-Belastung besonders betroffen sind?

Die umfangreiche kritische Literatur zum Amalgam als zahnärztlicher Füllungswerkstoff sollte in der vorliegenden Arbeit bewußt nicht zum wiederholten Mal zitiert werden. Es existieren hierüber sorgfältige Übersichten und Zusammenstellungen.

Amalgam- und Quecksilberbelastung
Methodik
Das methodische Vorgehen orientiert sich an den Vorgaben von Daunderer:

1. Urin 1: 10-20ml Spontanurin vor Gabe von Dimaval zur Untersuchung auf Zink, Quecksilber und Kupfer,
2. 3-4mg DMPS/kg Körpergewicht langsam i.v. oder 3-4mg bzw. 10mg/kg Körpergewicht als Kapsel oral,
3. ca.150ml Tee, Wasser o.ä. trinken,
4. Urin 2: 10-20ml Spontanurin 30-45 Minuten nach DMPS oral zur Untersuchung auf Kupfer und Quecksilber.

Die Urinproben wurden an Dr. med. H.-W. Schiwara, Bremen, eingesendet und dort auf ihren Quecksilber- und Kupfergehalt hin untersucht.

Ergebnisse
Bei 68 Patienten, in deren Zähnen sich Füllungen aus Silberamalgam befanden, wurde der o.g. Urintest nach DMPS-Injektion durchgeführt. Bei einem angenommenen Schwellenwert zur Toxizität von 50 g/g Kreatinin befinden sich 57 Patienten (=84%) über und 11 Patienten (=16%) unter der Toxizitätsgrenze.
Dieses Ergebnis verwundert nicht; wie auch von vielen anderen Autoren formuliert, bestätigt es den Zusammenhang zwischen Amalgamfüllungen im Mund und einer nachweisbaren Quecksilberbelastung (Abb.1).
Der Durchschnittswert an Hg-Belastung bei den 57 Patienten über der Grenze liegt bei 176,11 g/g Kreat., also erheblich über dem Grenzwert. Der Durchschnittswert der 11 Patienten unter der Grenze liegt bei 28,7 g/g Kreat., so dass also von einer gewissen Schwermetallbelastung ausgegangen werden kann. Bei Patienten, bei denen in unserer Praxis über ausreichend Zeit und in ausreichender Intensität Entfernung und Gewebsausschwemmung von Silberamalgam durchgeführt wurde, konnten wir Werte von 5,9 g/g Kreat. erreichen.
Selbstverständlich ist der Toxizitätswert von 50 ein sehr kritisch anzusehendes Belastungskriterium; auch kleinste Spuren von Schwermetallen sind im Sinne von absolut unberechenbaren Kumulationseffekten verschiedener Toxine mit entsprechendem Vorbehalt zu sehen.

Intraorale Strommessung und Hg-Belastung
Durchgeführt wurden die intraoralen Strommessungen nach Peesel und Kramer mit dem FFB-Gerät:
Mit diesem Gerät wurden gemessen:
1. die Leerlaufspannung in Millivolt (mV),
2. der dynamischen Spitzenstrom in Mikroampere (uA),
3. die Energie als Integral für eine Meßzeit von 1,5 Sekunden in Nannowattsekunden (nWs).

Besonderen Wert wurde auf die Messung der Nannowattsekundenwerte gelegt. In Anlehnung an Peesel und Kramer ist der Autor der Überzeugung, dass nicht nur die Höhe des Stromflusses für die biologische Bewertung einer Mundbatterie ausschlaggebend ist, sondern insbesondere die Dauer des Stromflusses. Für biologische Regelsysteme ist neben der Intensität der Reizeinwirkung die Dauer der Reizeinwirkung der stärkere Belastungsfaktor, da längerdauernde Reize zu einer Labilisierung bzw. Destabilisierung der körpereigenen Regelkreise führen. Daher die Forderung, besonderes diagnostisches Gewicht auf die Leistung der Mundbatterie in Nannowattsekunden zu legen.
Vergleicht man bei den 68 mit DMPS untersuchten Patienten die maximalen Stromwerte in Nannowattsekunden mit der Höhe der gefundenen Hg-Werte nach DMPS-Provokation, ergibt sich bei 10 wahllos herausgegriffenen Fällen eine Beziehung zwischen den Hg-Werten und den Ergebnissen dieser Mundstrom-Messung in Nannowattsekunden (Abb.2).
Hieraus ist deutlich zu sehen, dass es keine Zusammenhänge zwischen der Höhe der Stromwerte in nWs und der Höhe der im Gewebe gespeicherten Quecksilberdepots gibt. Wir können aber davon ausgehen, dass die Hg-Depots im Gewebe der eigentlich pathogenetische Faktor in der ganzen Frage der Amalgambelastung sind.
Zur Verdeutlichung der fehlenden Zusammenhänge zwischen intraoraler Strommessung und Quecksilberbelastung seien die beiden Patienten mit den jeweiligen Maximalwerten herausgegriffen. Abb.3 zeigt die Gegenüberstellung der Stromwerte und Hg-Werte des Patienten mit dem höchsten Nannowattsekundenwert. Obwohl dieser das 70fache (=425l) des Grenzwertes (=60) überschreitet, liegt sein Hg-Wert nach DMPS nur ganz knapp mit 55 g/g Kreat. über dem toxischen Schwellenwert von 50 g/g Kreat.
Das Gegenbeispiel aus unserem Gesamtkollektiv von 68 Patienten liefert der Patient mit 735,2 g/g Kreat., der höchste Hg-Wert, also etwa das 13fache des toxischen Schwellenwertes. Sämtliche Ergebnisse der Mundstrom-Messung halten sich aber an der Obergrenze der noch tolerablen Werte, einschließlich der nWs (Abb.4). Es wäre in diesem Fall eine u.U. verhängnisvolle Fehldiagnose, aufgrund der niedrigen Strommeßwerte von einer zu vernachlässigenden Quecksilberbelastung zu sprechen.
Die bislang in den Kreisen der Amalgamgegner aufgeführte Forderung, die intraorale Strommessung sein ein wichtiger Hinweis in der Diagnose einer Amalgambelastung, kann in dieser Form nicht mehr berechtigten Bestand haben.
Sicher sind erhöhte intraorale Mundströme ein u.U. störender Faktor auf der Ebene vegetativer Steuerungsfunktionen und sind zu eliminieren bzw. zu vermeiden. Hohe intraorale Strom- und Spannungswerte in einem geschlossenen biologischen Raum, wie es die Mundhöhle ist, unmittelbar an der Schädelbasis gelegen, die dem Austritt von Gehirnnerven dient, sind pathogenetisch nicht zu verachten. Auch sie müssen zu den exogenen Zusatzbelastungen gezählt werden.
Dennoch muß aus unseren Untersuchungen gefolgert werden, dass die intraorale Munstrom-Messung keinerlei Aussage zur Frage einer Hg-Belastung aus Amalgamfüllungen beinhaltet; sie eignet sich so weder zur Sicherung der Diagnose einer Amalgamintoxikation noch zur Ausschlußdiagnostik einer solchen.

Hg-Belastung durch Amalgamentfernung
Die Zahl der Zahnärzte, die dem Amalgam kritisch gegenüberstehen, steigt in zunehmendem Maße. Kasuistische Darstellungen von beeindruckenden klinischen Erfolgen nach Amalgamentfernung fördern in Fach- und Laienkreisen die ablehnende Haltung gegenüber Amalgam.
Ebenso häufig, wie symptomatische Erfolge nach Amalgamentfernung auftreten, zeigen sich aber bei amalgambelasteten Patienten die spontan erwünschten Resultate nicht. Dieses Ausbleiben eines sofortigen Therapieerfolges hat bei schwankenden Kollegen dazu geführt, über der therapeutischen Enttäuschung ihre kritische Einstellung zum Amalgam wieder zu verlassen und diesen Werkstoff wieder guten Gewissens zu benutzen. Dieser Entschluß zeugt aber von Voreiligkeit und mangelnder Einsicht in die Hartnäckigkeit des Amalgamproblems.
Die nachfolgenden Untersuchungsergebnisse haben für das Ausbleiben schneller Therapieerfolge bei der Amalgamentfernung einer Erklärung:
Wir haben bei 58 Patienten mit pathologisch erhöhten Hg-Werten nach DMPS-Provokation Verlaufskontrollen durchführen können. Hierbei zeigt sich im Schnitt deutlich, dass sich - trotz zwischengeschalteter medikamentöser Standardausletung - unmittelbar nach der letzten Amalgamentfernung der Hg-Wert drastisch erhöht. Erst nach weiterer Ausleitung sinkt der Hg-Wert deutlich unter das Ausgangsniveau ab. Die Drittmessung wurde in der Regel nicht vor 6 Wochen nach Beendigung der Amalgamentfernung aus den Zähnen vorgenommen.
Die Füllungen wurden nicht mit der Turbine entfernt, sondern nur mit dem Mikromotor mit max. 80 000 Umdrehungen. Wo möglich, wurde Kofferdam angelegt. Die Entfernung der Amalgamfüllungen wurde in der Regel nur quadrantenweise durchgeführt, zwischen den Sitzungen wurde ein Zwischenraum von 6 bis 8 Tagen festgesetzt. In dieser Zeit wurde regelmäßig Zinkorotat (40 Tabl.), Selenase peroral, Regenaplex Nr. 6/510a verabreicht.
Dennoch zeigt sich ein drastischer Anstieg des Hg-Spiegels in den Gewebedepots durch die Hg-Belastung, die durch das Herausbohren entstand (Abb.5).

Einen besonders drastischen Fall zeigt der folgende Fall:
Vom 28.6.90 bis zum 3.8.90 wurde bei einem Patienten das Amalgam in kleinen Schritten entfernt. In dieser Zeit steigt der Hg-Wert vom Ausgangswert 119,1 bis auf 554,8 an (= das 11fache des Ausgangswertes!). Erst die weitere Ausschwemmungstherapie bis zum 20.12.90 bringt die Entwicklung des Hg-Wertes in Richtung unterhalb des toxischen Schwellenwertes von 50 g/g Kreat. (Abb.6/7).
Mayer weist mit fortlaufenden Messungen der Quecksilberdampfkonzentration beim Ausbohren von Amalgamfüllungen gleichsinnig auf diese Gefahren hin. Hierbei wird auch klar, warum selbst das Anlegen von Kofferdam keinen vollständigen Schutz gegen Hg-Belastungen bringen kann. In 25 cm Entfernung vom Ort der Amalgamelimination steigt die Hg-Dampfkonzentration deutlich an. Dieser Dampf wird aber eingeatmet, sowohl vom ärztlichen Personal, als auch vom Patienten. Die Untersuchung vom Mayer erklärt die massive Erhöhung der Hg-Werte unmittelbar nach Entfernung von Amalgamfüllungen. Auch Störtebecker stellt vor dem Hintergrund der massiven Hg-Belastung der Hypophysen postmortal untersuchter Zahnärzte heraus, dass insbesondere der direkte Transport des Quecksilberdampfs vom oronasalen Raum in das Schädelinnere bei der Diskussion der Hg-Belastung vernachlässigt werde.
Den deutlich - und immer wieder verneinten - Zusammenhang zwischen dem Vorliegen einer massiven Hg-Belastung und Amalgamversorgung zeigt Abb.8. Innerhalb von drei Monaten sinkt der Hg-Wert vom 11fachen des toxischen Schwellenwertes auf den Schwellenwert selbst ab. In diesem Fall allerdings entzieht sich die Erhöhung der Hg-Belastung nach Entfernung des Amalgams unserer Meßreihe.

Aus den o.g. Ergebnissen kann folgendes festgestellt werden:

1. Die Entfernung von Amalgamfüllungen belastet den Patienten durch die Quecksilberdampfentwicklung beim Herausbohren enorm, was in unseren Untersuchungen durch eine klinisch beeindruckende Erhöhung der Hg-Werte im Gewebe zum Ausdruck kommt.
2. Nach intraoraler Entfernung und nachfolgender Ausleitung von Amalgam sinken die Gewebswerte von Hg im Endergebnis deutlich ab.
3. Aus 1 und 2 kann gefolgert werden, dass durch das Quecksilber aus Amalgamfüllungen eine massive Belastung des Quecksilberspiegels im Körpergewebe ausgeht.
4. Eine zu schnelle und forcierte Entfernung des Amalgams kann über die Erhöhung des Hg-Wertes zur Auslösung von Krankheitsschüben führen und ist in der Regel abzulehnen. Die handstreichartige Entfernung von Amalgam und das gleichzeitige Ersetzen durch Goldgußfüllungen ist keine Amalgamsanierung, sondern ein massiver gesundheitlicher Streß für den Patienten.
5. Es kann die Ansicht der Autoren bestätigt werden, die davor warnen, eine Versorgung der intradentalen Entnahmedefekte nach Amalgamentfernung sofort mit einer definitiven Lösung durchzuführen. Eine Allergisierung bzw. Sensibilisierung auf alle im Amalgam enthaltenen Metalle (Hg, Sn, Zn, Ag, Cu) wird durch die dramatische Anschoppung aufgrund der Entfernung in der Regel nicht auszuschließen sein. Zumindest wird bis zum Abklingen des übersteigerten Hg-Spiegels keine zuverlässige bioenergetische Testung auf einen verträglichen Ersatzwerkstoff möglich sein. Erst nach wochen-, oft monatelanger Ausschwemmung und Desensibilisierung ist eine definitive Versorgung im Sinne einer bioenergetischen Materialverträglichkeit möglich. In unserer Praxis häufen sich die Fälle, bei denen nach bisheriger Symptomlosigkeit die Amalgamfüllungen forciert in einer Sitzung alio loco entfernt wurden. Unmittelbar darauf wird hochwertiger Zahnersatz eingegliedert, mit bedenklichen Folgen vegetativer Dysregulationen, die in einem Fall bis zu Depressionen mit Suizidneigung führten. Erst die Entfernung der Neuversorgung mit intensiver Ausleitungstherapie, erneuter Nachtestung und Versorgung brachte die psychische Symptomatik zum Erliegen.
6. Der Erfolg einer Amalgamsanierung erschöpft sich keinesfalls auf die reine Entfernung; erst die Intensität der nachfolgenden Entgiftung und Desensibilisierung wird dem Patienten Befreiung von der Schwermetallbelastung bringen können. Bleibt der klinische Erfolg einer Amalgamsanierung aus, ist u.U. der Grund in einer noch nicht zur Genüge erfolgten Ausleitung zu suchen.

Nicht jedes Symptom wird sich nach Amalgamsanierung bessern oder verschwinden; neben dem Amalgam gibt es noch viele andere chronische Belastungsfaktoren, die über Regulationseinschränkungen des Grundsystems langfristig als prädisponierender Faktor einer Systemerkrankung wirken können. Eine einseitige Übergewichtung des Amalgamproblems aus toxikologischer Sicht mag publizistisch wirksam sein, verhindert aber womöglich den Blick auf die Vielschichtigkeit des ganzheitlich-regulatorischen Menschenbildes.

(...)

Literatur
(1) Böhmer, G.; Hahn, B.: Quecksilber-Mobilisation mit dem Komplexbildner DMPS bei ärztlichem und zahnärztlichem Personal im Vergleich. Der artikulator 30 (1989) 11.
(2) Daunderer, M.: Handbuch der Umweltgifte, München 1990.
(3) Daunderer, M.: Therapieerfahrungen bei der Quecksilber-Amalgamvergiftung. Forum des Praktischen und Allgemeinarztes 28, 8 (1989) 262.
(4) Kramer, F.; Peesel, H.: Potential-, Strom- und Energiemessungen im Mund. Zahnärztliche Praxis 28, 14 (1977).
(5) Kramer, F.: Lehrbuch der Elektroakupunktur. Bd. I bis IV. Karl F. Haug Verlag, Heidelberg 1976-1981.
(6) Nylander, M.: Mercury in Pituitary Glands Of Dentists. Lancet 1 (1986) 442.
(7) Nylander, M.; Aquilonius, S. M.; Friberg, L.; Gillberg, L.; Lind, B.: Mercury Distribution in Human Brain in Relation To Expposure From Dental Amalgam. Poster presented at ISTERH conference, Palm Springs, California, Dec. 8-12, 1986.
(8) Peesel, H.; Kramer, F.: Amalgam, Mundbatterien und das Grundsystem. Pfeiffer Verlag, Hersbruck 1982.
(9) Svare, C. W.; Peterson, L. C. et. al.: The Effects of Dental Amalgams on Mercury Levels in Expired Air. Journal Of Dental Research 60 (1981).
(10) Hasché, E.: Erfahrungen mit der Flimmer-Fotometrie. Theorie der Gegenwart 113 (1974) 868-883.
(11) Mummenthaler, M.: Neurologie. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1967.
(12) Pfromm-Tittmann, S.: Flimmer-Verschmelzungsfrequenz und Diagnose der minimalen cerebralen Dysfunktion (The Flicker-Fusion-Frequency and the Diagnosis of the Minimal Cerebral Disfunction). Prax. D. Kinderpsychologie 4 (1977) 128-141.
(13) Pudritzki, G.: Untersuchungen über die psychologischen Grundlagen der optischen Verschmelzungsfrequenz. Zeitschrift für Psychologie 164 (1960).
(14) Schmidke, H.: Über die Messung der psychischen Ermüdung mit Hilfe des Flimmertests. Psycholog. Forschung 23 (1951) 409-463.
(15) Schmidke, H.: Psychisch-geistige Störungen des Kindesalters. Prax. d. Kinderpsychologie 1 (1977).
(16) Simonson, E.: Physiology of Work Capacity and Fatigue. Ch. Thomas Publ., Springfield/ III 1971

(Anschrift des Verfassers: Dr. Johann Lechner, Grünwalder Str. 10a, 8000 München 90)

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