Panta Ausgabe 4/1994
Kieferorthopädische Grundlagen für den EAV-Arzt
Georg Cleff

Welche Ursachen (ganzheitliche Wirkungen) haben Kieferanomalien? Woran muß der Arzt denken, wenn er einen Patienten mit Kieferfehlbildung vor sich hat?

Die dentalen und skelettalen Unregelmäßigkeiten (= Kieferanomalien) im Gebißsystem sind vorwiegend Folgen einer Wachstumshemmung (= Symptome). Die Ursachen hierfür liegen im Menschen, im Körper selbst! Die Wachstumshemmungen haben ihre Ursache im Stoffwechsel-mangel, in Lymphstauungen, in abwegigen Funktionsabläufen, in Dyskinesien und Parafunktionen (wie falsche Atmung, Deformitäten der Wirbelsäule, falsche Körperhaltung, Muskelschwäche, falsche Zungen- und Lippenlage sowie Habits, z.B. Lutschen).

Eine Fehlentwicklung des Gebisses ist aber nicht nur Ausdruck einer Störung einzelner Daten im Gebiß, sondern nur ein Teilausdruck für eine gestörte Harmonie des gesamten Körpers. Kieferanomalien, Haltungsfehler, falsche Atmung, Kreislauf-, Stoffwechsel- und Verdauungs-störungen, Leistungsstärke und -dauer hängen nicht nur voneinander ab, sondern bedingen einander. Aber auch die Psyche hat eine große Bedeutung bei den Kieferfehlstellungen.
Schon Balters hat gesagt: Hinter jeder Kieferanomalie steckt eine Psychose oder Neurose!

Hier einige Beispiele für diese Aussage:
Ein Mensch mit Deckbiß leidet unter starker Anspannung, und dadurch hat er eine Neigung zur Protesthaltung.
Ein Mensch mit einer Progenie besitzt einen übermäßig starken Willen, er hat das Bestreben, unbedingt etwas zu erreichen.
Ein Mensch mit einem Eckzahnaußenstand hatte Autoritätsprobleme mit seinen Eltern oder Lehrern. Zungenfehlfunktionen bedeuten mangelnde Selbstachtung beim Menschen.

Bei der Befunderhebung am Menschen müssen wir folgende Gedanken immer beachten. Morphologisch sind Zahnreihen und Gebiß Ausdruck der Entwicklung und des Wachstums der Kiefer, physiologisch sind sie Ausdruck von Reiz und Reizantwort, der Funktion oder Fehl-funktion bzw. der gestörten und fehlgesteuerten Reflexe, psychologisch sind sie Ausdruck der Verhaltensweise aufgrund der Erlebnisbereitschaft und der Erlebnisverarbeitung.

Bei der Betrachtung von Kieferfehlstellungen sollte man mit ganzheitlichen Denkansätzen arbeiten:

a) Kieferanomalien sind eine energetische Unterversorgung, eine Bindegewebsschwäche.
b) Kieferanomalien bedeuten lymphatische Diathese (Über- oder Unterfunktion des Lymph-systems), ein Lymphstau beinhaltet eine Entwicklungshemmung.
c) Konstitutionell findet man bei Lymphatikern eine Glossoptose (die auch z.B. Ausdruck von einer Otitis, Rachitis, Spreizsenkfuß, Gastroenteritis, Appendizitis sein kein).
d) Akupunkturphysiologische Beziehungen der Zähne zu Organen, Knochen, Muskeln und Geweben müssen beobachtet werden.
e) Man muß an die Beeinflussung der Energiezentrale (Yang-Nieren-Problematik) des Menschen über die Zahnreihen denken (z.B. frühzeitige Extraktion der 8er haben eine Förderung der Autoimmunerkrankungen zur Folge).
f) An die psychischen Probleme des betreffenden Menschen muß gedacht werden.

Kieferfehlbildungen bedingen: a) Fehlatmung (= Mundatmer) und
b) HWS-Syndrom (= Haltungsschäden).

Haltung und Atmung stehen in direkter Beziehung, in ständiger Wechselwirkung zueinander. Kraftvolle Haltung spiegelt sich in kraftvoller Atmung, lässige Haltung ist der Ausdruck von lässiger Atmung, und schlaffe Haltung resultiert aus schlaffer Atmung. Die richtige Art der Atmung (= Nasenatmung) ist die oberste Rangstufe der menschlichen Grundfunktion.
Die Regulationsvorgänge für Atmung, Haltung und Bewegung sind eine zentrale Aufgabe der Bionatorheilmethode nach Balters.

Die korrekte Nasenatmung bewirkt ein Vorwärmen, Anfeuchten und Entstauben der eingeatmeten Luft, eine Anregung der Durchblutung der Schädelbasis, eine Beatmung und dadurch Ausformung der Nebenhöhlen; Rachenmandeln werden von der aufgewärmten, gereinigten und angefeuchteten Luft erfaßt und drainiert; es erfolgt eine Meldung an die Erfolgsorgane (z.B. Dienstfunktion der Rachenmandeln als Vorposten der Hypophyse). Bei der Mundatmung fallen sämtliche obenge-nannten Funktionen aus. Folgen sind unterentwickelte Nasen und breit verdickte Nasenrücken, adenoide Wucherungen im Naseninnenraum; die Rachenmandeln zeigen die bekannten entzünd-lichen Hypertrophien und Hyperplasien; häufig Schulterhochstand, geringes Atemvolumen, dadurch bedingt erhöhte Herztätigkeit, um dem Körper genügend Sauerstoff anzubieten, chronische Erkrankung der Nasennebenhöhlen.

Beim Mundatmungssyndrom sind Ursachen und Folgen nicht klar zu definieren.
Als Ursachen lassen sich nennen:
1. Status symphaticus, das sind Stauungen der Lymphdrüsen im Hals-, Nacken- und Mundbereich (Hypertrophie der Tonsillen, lymphatischer Rachenring gestaut, Polypen). Chronische, rezidivierende Tonsillitis und Polypen sind ein klassisches Symptom der Mund-atmung! Aus diesem Grund sind Tonsillektomien und Adenotomien größtenteils unnötig
und oft die falsche Therapie (Herd-Störfelder mit Auswirkung auf den Gesamtorganismus, ausgehend von den postoperativen Narben).
2. Flaschenernährung, d.h. fehlende Saugbewegung der Zungen-, Lippen- und Kiefermuskulatur.
3. Zu enge Kleidung, dies bedeutet Zwerchfellhochstand, keine Bauchatmung, flache Brustatmung.
4. Störungen in der Schwangerschaft, wie Ernährungsfehler oder Sauerstoffmangel, dadurch bedingt Skelettschäden.

Als Folgen des Mundatmungssyndrom sind u.a. zu nennen:
1. Haltungsschäden (wie Lordose, Skoliose, Neigung des Kopfs, Schulterschiefstand, unterschiedlicher Beckenhochstand, hängende Schultern, Fußschwäche, X- oder O-Beine, eingefallener Thorax, Hängebauch).
2. Fehlende Bauchatmung (= Vollatmung) bedingt ungenügende Peristaltik von Magen und Darm; die Leberfunktion ist gestört (kein Blutfluß von der Leber zum Herz). Der Gallenfluß ist gestört; die Bauchspeicheldrüse (Säfteproduktion) ist behindert; die Entleerung des Nierenbeckens (z.B. Harnfluß) ist gestört.
3. Die Wechselwirkung der Atmung zu allen Körperfunktionen ist behindert.


(...)

(Anschrift des Verfassers: Dr. med. dent. Georg Cleff, Grendbach 49, 45276 Essen)

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