Regulationsmedizin Ausgabe 4/1999
Biophysikalisches Messverfahren Prognos versus EAV
Fortschritt oder Rückschritt - Alternative oder Accessoire?

Von G. S. Hanzl

Auch in der Medizin haben sich mittlerweile die kommerziellen Gepflogenheiten der Produktwerbung breitgemacht. Dazu gehört wohl, den dringenden Bedarf an einem neuen Produkt mit Mängeln an einem bereits vorhandenen zu begründen. Auch dagegen wäre prinzipiell nichts einzuwenden. Allerdings sollten zwei Voraussetzungen gegeben sein: Erstens sollte überhaupt eine Vergleichbarkeit vorliegen, und zweitens sollte eine gewisse Kenntnis über das Objekt des Vergleichs bestehen. Da kürzlich in einem Beitrag in der "Erfahrungsheilkunde" mit dem Titel "Diagnostik mit einem neuen biophysikalischen Messverfahren" beides nicht gegeben schien, soll im Folgenden nicht nur eine Richtigstellung vorgenommen, sondern es sollen auch Fakten vorgelegt werden, die eine künftig sinnvolle Kommunikation und vielleicht auch befruchtende Anregung ermöglichen.
In der November-Ausgabe (Heft 11) 1998 der "Erfahrungsheilkunde" erschien ein Artikel von Manfred Doepp mit dem Titel "Diagnostik mit einem neuen biophysikalischen Messverfahren".
Da dieser an sich sehr interessanten Arbeit das vorgestellte System "Prognos" wiederholt mit der "Elektroakupunktur nach Voll (EAV)" verglichen wurde, ja die EAV sozusagen als Basis bezeichnet wurde, sollten im Interesse einer sachlichen Vergleichsmöglichkeit einige Richtigstellungen vorgenommen werden. In der genannten Schrift, die auch als Sonderdruck verteilt wird, findet sich eine Beschreibung der EAV, die in kaum einem einzigen Punkt zutreffend ist. Nun soll dem Verfasser keinesfalls unterstellt werden, im Interesse der positiveren Darstellung seines Verfahrens bewusst falsche Angaben zur Methode der EAV gemacht zu haben. Es scheint allerdings ein erstaunliches Informationsdefizit vorzuliegen, wie es offensichtlich auch in Zeiten der Informationsfülle noch anzutreffen ist. Um den verehrten Lesern eine eigene Meinungsbildung zu ermöglichen - moderne regulationsmedizinische Diagnostikverfahren sind es wert, sich mit ihnen auseinanderzusetzen! - sollen im Folgenden nicht nur einige Fehlbeurteilungen der EAV korrigiert, sondern es sollen auch etwaige Gemeinsamkeiten mit "Prognos" und entscheidende Unterschiede zu "Prognos" dargelegt werden.
Zunächst einmal ist eine unbestreitbare Gemeinsamkeit, dass bei beiden Verfahren elektrophysikalische Messungen an Akupunkturpunkten durchgeführt werden, das heißt, dass diese sogenannten "elektrisch signifikanten" Punkte der Haut als Fenster zur Beobachtung innerer Abläufe genutzt werden. Dies wurde meines Wissens zu Diagnosezwecken erstmals in den 50er Jahren von Voll und Mitarbeitern praktiziert.
Aber damit endet leider auch schon die Gemeinsamkeit zwischen Prognos und EAV! Denn während bei Prognos durch diese Messung der "Energiezustand" der Meridiane festgestellt werden soll, wird bei der EAV die Regulationsfähigfkeit oder -störung der mit dem Messpunkt energetisch gekoppelten Regulationssysteme festgestellt (so z.B. die hormonelle Regulation an Nebenniere, Hypophyse und Schilddrüse oder z.B. chronisch-entzündliche Veränderungen an Tonsillen oder Appendix.) Dazu allerdings sind bei der EAV mehr Punkte zu messen als nur die Anfangs- oder Endpunkte der klassischen Meridiane, wie dies bei Prognos für die Feststellung des "Energiezustands" zu genügen scheint.
Hier liegt vielleicht noch eine Gemeinsamkeit, zumindest in den Anfängen der EAV. IN den 50er Jahren wurde nämlich bei der EAV zunächst auch die sogenannten Nagelfalzpunkte (also Meridian- Anfangs- oder Endpunkte) gemessen. Allerdings schien den Vertretern der EAV die hierdurch gewonnene Aussage nicht ausreichend, weshalb in der Folge weitere Meridianpunkte hinzugenommen wurden. Außerdem wurden von Voll und Mitarbeitern weitere energetische Leitbahnen mit außerordentlich aussagekräftigen Messpunkten entdeckt (so z.B. über Lymph- und Nervensystem). Bereits in der diagnostischen Fragestellung - hier nach der "Energiebilanz der Meridiane", dort nach der Funktionsfähigkeit der einzelnen Regulationssysteme, ihrer Störung und deren Ursachen - liegt also ein wesentlicher Unterschied zwischen Prognos und EAV. Somit dürfte auch die Effizienz kaum vergleichbar sein. Trotzdem meint Doepp, Sinn oder Vorzug von Prognos mit vermeintlichen Nachteilen der EAV begründen zu können. Allerdings ist das, was er bechreibt, größtenteils keine EAV. So etwa, wenn er von den Nachteilen der Messung an nur einem Punkt Stellung nimmt. Hier müssen ihm wohl Verwechslungen mit anderen Verfahren unterlaufen sein. Denn sie gibt es nicht in der EAV! Nach den von der Internationalen Medizinischen Gesellschaft für Elektroakupunktur nach Voll (IMGEAV) veröffentlichten "Standards und Merkmalen" werden an jeder bekannten energetischen Leitbahn - also nicht nur den klassischen Akupunkturmeridianen - meist mehrere Messpunkte "gemessen", d.h. auf ihr Regulationsverhalten hin untersucht. Und auch der anschließende Resonaztest erfolgt dann an allen pathologisch veränderten Messpunkten. Doepp schreibt weiter, dass es bei der EAV als Folge der Messung (an nur einem Punkt) zum Widerstandsanstieg komme. Auch hier liegt eine Verwechslung vor: Dieser tatsächlich zu beobachtende Widerstandsanstieg - also Leitwertabfall (früher "Zeigerabfall") - ist kein nachteiliges Artefakt, sondern das wesentliche pathologische Kriterium bei der Medizinischen System- und Regulationsdiagnostik EAV. Diese Phänomen der Messwertinstabilität tritt lediglich als Reaktion des Organismus auf Sondendruck und definierten Reizstrom bei Funktionsstörung am zu untersuchenden Regulationssystem auf und ist somit eine der wichtigsten Informationsquellen.

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