Umwelt Medizin Gesellschaft - Ausgabe 04/2000
Fremdstoffe in der Frauenmilch - eine Bewertung
    Studien über Kontaminationen der Frauenmilch mit Xenobiotika, insbesonder mit polyhalogenierten Verbindungen wie Dioxinen und Biphenylen führten in den letzten Jahrzehnten zu kontroversen Diskussionen und Stillempfehlungen.
    Unter Berücksichtigung der internationalen Literatur ist festzustellen, daß gestillte Säuglinge im Vergleich zu Erwachsenen relativ hohe Xenobiotikamengen aufnehmen, bei maßgeblichen Kontaminationen wie DDT und PCB sinkende Konzentrationen in der Frauenmilch zu verzeichnen sind und gesundheitliche Risiken durch Aufnahme von Kontaminationen über Frauenmilch beim Kind zwar möglich, aber eher gering sein dürften. Die Anzahl und Qualität dieser Studien ist bisher jedoch gering; "neue" Xenobiotika wie Nitromoschusverbidungen und UV-Filtersubstanzen, Niedrigdosis- und Kombinationseffekte sowie neurophysiologische und immunologische Wirkungen sind nicht oder nur spekulativ zu beurteilen. Unbestritten ist andererseits, daß Frauenmilch für den Säugling das physiologisch beste Nahrungsmittel ist und Stillen die psychologische und soziale Entwicklung des Kindes fördert.
    Da der Mutter die Möglichkeit gegeben werden muß zu entscheiden, ob sie stillen möchte oder nicht, müssen Mädchen und Frauen einerseits über die Vorteile des Stillens und andererseits über prädisponierende Faktoren sowie die bekannten und unbekannten Risiken der Fremd- und Schadstoffaufnahme informiert werden. Pauschale Stillempfehlungen sind unangemessen.
    Darüber hinaus sollten bereits im Kindesalter eine Aufklärung über die Aufnahmepfade von Xenobiotika und Vermeidungsstrategien stattfinden. Die Möglichkeit kostenfreier Frauenmilchuntersuchungen sollte erhalten bleiben. Überdies ist eine weitere Reduzierung der Belastungssituation der Frauenmilch durch regulatorische Maßnahmen anzustreben.

    Einführung
    Vorteile des Stillens
    Fremd- und Schadstoffe in der Frauenmilch
    • Schwermetalle
    • Blei
    • Cadmium
    • Quecksilber
    • Halogenorganische Verbindungen
    • Organochlor-Pestizide
    • Polychlorierte Biphenyle (PCB)
    • Polychlorierte Dibenzodioxine und -furane
    • Weitere Fremd- und Schadstoffe
    Prädistponierende Faktoren für Schadstoffe in der Frauenmilch
    Risikoabschätzung
    Stillempfehlungen aus ernährungsphysiologischer, umweltmedizinischer und pädiatrischer Sicht
Mögliche Gefährdung durch antibiotika-resistente krankheitserregende Bakterien aus Nahrungsmittel tierischen Ursprungs
    Es ist unbestritten, dass die beim Nutztier eingesetzten antimikrobiellen Substanzen die öffentliche Gesundheit und Humanmedizin beeinflussen. Die Größe des Beitrages auf die Resistenzentwicklung bei humanpathogenen Bekterien ist allerdings nicht bekannt. Resistente Bakterien und ihre Resistenzgene können sich zwischen Mensch , Tier und anderen Ökosystemen ausbreiten, wobei besonders Salmonellen, Enterokokken, E.coli und Campylobacter zu nennen sind.
    Die häufigsten durch kontaminierte Nahrungsmittel übertragenen Infektionskrankheiten sind Durchfallerkrankungen durch Enteritis-Salmonellen, durch Campylobacter Arten und durch toxinbildende E.coli Stämme (EHEC).
    • Rolle der Bakterien in der Umwelt
    • Rolle der Antibiotika
    • Restistenzmechanismen von Bakterien und deren Weitergabe
    • Entstehung resistenter Bakterien
    • Einsatz von Antibiotika in der Humanmedizin und der Tiermedizin
    • Durch kontaminierte Nahrungsmittel übertragene Infektionskrankeitheiten
    • Durch kontaminierte Nahrungsmittel übertragene Bakterien
    • WHO-Statement
    Anmerkung:
    Naturheilkundlich können diese Infekte mit Nosoden meist gut behandelt werden.
Xenoöstrogene - Mögliche Wirkungen auf Wirbeltiere und Menschen
    Xenoöstrogene sind in der Umwelt vorkommende Stoffe mit hormoneller, speziell östrogener, Aktivität. Man findet sie in der Industrie in Isolier- und Kühlflüssigkeiten (z.B. PCB's), in Weichmachern (Alkylphenole), Plastikmaterialien (BPA's), Rückständen von Verbrennungsprozessen (Dioxin) sowie in Insektiziden (z.B. DDT, Dicofol), Herbiziden und Fungiziden. Dagegen zeigen die natürlich vorkommenden Phytoöstrogene (z.B. Soja, Broccoli) mehrheitlich antiöstrogene Wirkungen. Bei Wirbeltieren wurden Einflüsse der Umweltöstrogene auf Fortpflanzungs-, Immun-, und Nervensystem sowie die Induktion gesundheitlicher Störungen (Verweiblichung von Männchen, Karzinomgenese, Induktion von Cytochrom P450) nach Umweltkatastrophen, Umweltverschmutzung und in experimentellen Studien nachgewiesen. Beim Menschen sind die Auswirkungen noch unklar. Es wird vorgeschlagen, in arbeits- und umweltmedizinischen Studien Substanzen nicht nur hinsichtlich Kanzerogenität und Teratogenität sondern auch hinsichtlich endokriner Aktivität und endokriner Störungen zu untersuchen.
    • Einführung
    • Wirkungen östrogener Xenobiotika auf Wirbeltiere
    • Mögliche Wirkungen östrogener Xenobiotika auf den Menschen
    • Östrogene Xenobiotika in der Arbeitswelt
    • Diskussion
Stellungnahme zu Umwelt, Ernährung und Brustkrebs
    Die Inzidenz von Brustkrebs schwankt um mehr als das Fünffache in verschiedenen Ländern der Welt. Die Nachkommen von Migranten, die aus Ländern mit niedrigen Brustkrebsraten wie China oder Japan in solche mit hohen Inzidenzen auswandern, erwerben in ein bis drei Generationen die mehrfach höheren Brustkrebsraten des neuen Landes. Dies deutet darauf hin, daß die Einflüsse der Umwelt und des Lebensstils bedeutend für die Ätiologie des Brustkrebses sind (22, 26).
    Die genetischen und genauen umwelbedingten Determinanten der Mehrzahl der Brustkrebserkrankungen sind schwer faßbar. Gesicherte genetische bzw. reproduktive Risikofaktoren sind vererbte Mutationen der Tumorsuppressorgene BRCA1 und BRCA2 (etwa 5% aller Mammakarzinome), Verwandte ersten Grades mit Brustkrebs, insbesondere vor dem 40. Lebensjahr, Alter bei Menarche und Menopause, Gesamtdauer der Menstruationsjahre, Alter bei erster und Anzahl ausgetragener Schwangeschaft(en) sowie Übergewicht in der Postmenopause.

    Bei der Entstehung des sporadischen Brustkrebses (90 bis 95 % Erkrankungen) spielen umweltbedingte Faktoren einschließlich Ernährung und Lebensstil eine gewichtige Rolle.
    • Hohe Kalorienaufnahme in der Kindheit durch hohen Fett-/Protein-/Zuckerverzehr, assoziiert mit niedrigem Energieverbrauch durch wenig Bewegung und Sport, führt zu erhöhtem Wachstum und zu relativem Übergewicht im Kindes- und Adoleszentinnenalter; hieraus resultiert eine frühe Menarche. Diesen ernährungsabhängigen Umständen kommt für das Brustkrebsrisiko wahrscheinlich eine höhere Bedeutung zu als ein hoher Fettverbrauch im mittleren Lebensalter.
    • Alkoholaufnahme ist ein gut gesicherter, umweltbedingter Risikofaktor für Brustkrebs.
    • Niedriger Gemüseverzehr scheint das Brustkrebsrisiko zu erhöhen.
    • Hinweise sprechen dafür, daß Sport bestimmter Intensität und schwere körperliche Arbeit ,also insgesamt erhöhte körperliche Aktivität, protektiv wirkt, d.h. das Brustkrebsrisiko senkt.
    • Der am besten untersuchte und gesichter biologische Risikofaktor in der Mammakarzinogenese ist das Östrogen: Die Gesamtlebenszeitexpostion des Brustdrüsenepithels gegenüber endogenen Östrogenen korreliert direkt mit dem Brustkrebsrisiko einer weiblichen Popultion.
    • Östrogenwirksame Xenobiotika (Xenoöstrogene, Insektizide, Pestizide) scheinen für die Tumorgenese keine entscheidende Rolle zu spielen. Ihr östrogener Nettoeffekt gegenüber den natürlichen Östrogenen ist klein. Ob ein kritisches Expositionsfenster während der Brustentwicklung für die spätere Krebsentstehung eine Rolle spielt, läßt sich bisher nicht sagen, da östrogene und antiöstrogene Effekte von Xenoöstrogenen festgestellt werden können.
    • Exposition des Brustdrüsenepithels mit ionisierender Strahlung ist ein gesicherter Brustkrebsrisikofaktor vor dem 40. Lebensjahr.
    • Rauchen ist kein gesicherter Brustkrebsrisikofaktor. Antiöstrogene Wirkungen des Zigarettenrauchs sind gut beschrieben und scheinen abhängig von der Intensität der Nikotinbelastung zu sein. Genetische Polymorphismen bei Brustkrebs-Patientinnen gegenüber einer Normalpopulation lassen sowohl protektive als auch risikoerhöhende Effekte denkbar erscheinen.
    Bisher ist es uns nicht möglich, Empfehlungen auf gesicherter wissenschaftlicher Basis auszusprechen, wie Frauen und ihre Töchter sich primär gegen Brustkrebs schützen können.
    • Epidemiologie
    • Ätiologische Faktoren
    • Umwelteinflüsse
    • Ernährung und Brustkrebsrisiko
    • Beruf und Brustkrebs
    • Xenoöstrogene und Brustkrebs
    • Ionisierender Strahlung
    • Rauchen
    • Bemerkungen zur Diagnostik bei Exposition gegenüber toxischen Umweltstoffen
    • Mögliche Brustkrebsprotektive Faktoren in der Nahrung
    • Patienteninformation
Umweltmedizinische Fallbeschreibung: eine Kontroverse
    Vorbemerkung der Redaktion:
    Die im letzten Heft von Peter Germann vorgestellte Kasuistik einer multiplen Organstörung, für die er eine umweltmedizinische Genese verantwortlich machte, erfuhr Widerspruch vom Kollegen Stefan Bilger. Zur besseren Verständlichkeit und als Einladung sich an einer weiteren Debatte zu beteiligen, stellen wir eine Kurzfassung der Kasuistik voran, die Reaktion und die Erwiderung nebst eines Kommentars der Redaktion folgen.
UGB-Kongress Ganzheitliche Gesundheit
  • So spannend kann Gesundheit sein
  • Psyche, Bewegung, Atmen, aber auch die Frage nach dem Sinn des Lebens beeinflussen unser Wohlbefinden. Beim UGB-Kongress, der von 12.-13-Mai 2000 in Gießen stattfand, erfuhren mehr als 200 Teilnehmer, wie vielschichtig ganzheitliche Gesundheit ist.
  • Mehr Mitarbeit der Patienten gefragt
  • Gesundheit als Wirtschaftsfaktor
  • Macht Zähneziehen gesund?
  • Mr. Dynamo und Mr. Ausgebrannt
Aktuelle Rechtsprechung und Rechtsentwicklung
  • Anstrich mit Naturölprodukten als zugesicherte Eigenschaft
  • Holzschutzmittel
  • Gesundheitsgefährdung durch Restbaufeuchte und Schimmelpilz
  • Teerölgetränkte Bahnschwellen
  • Nichtraucherschutz

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