Zeitschrift für Phytotherapie - Ausgabe 04/1999
Editorial
    Anima plantarum - die Seele der Pflanzen
    Immer schon wollte ich es gerne wissen: Warum wachsen Hanfpflanzen (Cannabis sativa L.) besonders kräftig in der Nähe laut tönender Diskotheken? Intensive Forschungen britischer Pflanzenzüchter haben die Antwort ans Tageslicht gebracht: Der Auslöser für das sehr gute Gedeihen dieser Power-Pflanzen ist Rockmusik!
    Ursprünglich wurden zwar diese praxisorientierten Experimente mit Tomaten (Lycopersicon esculentum L.) durchgeführt. Aber was einer Solanacee recht ist, ist natürlich einer Moracee und vielen anderen Arzneipflanzen billig. Und so bieten sich auch den Züchtern und Anbauern von Heilpflanzen ungeahnte und nicht absehbare Entwicklungen an. Dem staunenden Reporter der Londoner Zeitung »The Daily Telegraph« diktierte der Vorsitzende des englischen Tomatenzüchterverbandes, Alan Parker, in die Feder oder vermutlich ins Mikrophon: »Sogar Züchter, die sonst den Klassiksender einschalten, geben zu, daß vor allem Schlagzeug und Bässe von Nutzen sind.«
    Einige der jüngeren Mitglieder dieses Traditionsvereins hat die bisher unbeantwortete Frage nicht ruhen lassen, ob einzelne Tomatensorten vielleicht genetisch fixierte Musikpräferenzen haben. Diese sehr diffizilen Experimente sind noch in statu nascendi. Aber so viel steht schon fest: Bevorzugt wird von allen Paradeisern Full-Power-Musik. Besonders beliebt sind Muds »Tiger Feet«, Gary Glitters »I'm the Leader of the Gang« sowie Kreationen von Simply Red. Auch Tomaten haben sich schon der jüngeren Generation angepaßt. Denn Glenn Miller oder Satchmo, Mahalia Jackson und Chris
    de Burgh hätten wenig Chancen, »moderne« Tomaten auf Trab zu bringen.
    Zu dieser Meldung, die ich in der Würzburger Main-Post vom 15. April d. J. fand, paßt eine weitere Nachricht aus der Süddeutschen Zeitung vom 14. April d. J.: »Japaner haben es auf den Punkt gebracht. Pflanzen haben tatsächlich ein seelisches Innenleben.« Das gilt natürlich auch für Arzneipflanzen, die nicht nur eine Ansammlung biogener Arzneistoffe sind. Um ihr Gedeihen zu optimieren, muß man mit den Töchtern Floras kommunizieren (eine Aufgabe für über viel Zeit verfügende Pensionäre!). Man muß sie (nicht die Pensionäre, sondern die Pflanzen!) streicheln und ihren Blüten ein paar Nettigkeiten sagen. Streicheleinheiten benötigen sie, Gespräche und Musik.
    Und wie wissen wir, daß unsere Mühe bei der Pflanze auch gut ankommt und zu vermehrtem Wachstum führt? Kaufen Sie sich ein japanisches »Planton«. Dieser elektronische Zauberkasten mißt mit kleinen Sensoren, die an den Blättern, Blüten, Stengeln oder Wurzeln angebracht werden, das Wohlergehen der Pflanze. Durch einen Piepton oder ein optisches Zeichen, läßt die Pflanze ihren Besitzer wissen, ob sie es gut bei ihm hat oder ob sie leidet. Man könnte das Gerät »Planton« für einen floralen Psychiater halten.

    Sollte mir jetzt jemand sagen, Pflanzen hätten eine sensible Seele, ich traute mich nicht, zu widersprechen.

    Ihr Franz-C. Czygan, Würzburg

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