Akupunktur und EAV bei Migräne und Kopfschmerz

Dr. med. Yarong Xiao, Dr. med. Bernhard Weber

Institut für Naturheilverfahren Marburg

Vergleichsuntersuchung zur Kopfschmerz- und Migränetherapie mit Akupunktur ( 50 Patienten ) und Elektroakupunktur nach Voll ( 49 Patienten ) unter besonderer Berücksichtigung der Therapieblockaden Amalgam und Dysbiose. Kombination der Verfahren bei akuten und chronischen Erkrankungen.

1. Akupunktur bei Migräne und Kopfschmerz 

Dr. med. Yarong Xiao

Die Akupunktur ist eine über 3000 Jahre alte chinesische Behandlungsmethode, deren Wirksamkeit zur Heilung von Krankheiten zunehmend auch in Europa bewiesen worden ist. Aus der Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wird diese Therapie als eine Regulative Therapie betrachtet. Nach der Philosophie der TCM bedeutet dies: „Das Gleichgewicht zwischen Yin und Yang ist Gesundheit und Harmonie. Störungen des energetischen Gleichgewichtes zwischen Yin und Yang führen zu Krankheiten.“ Die Störungen oder das Ungleichgewicht von Yin und Yang im menschlichen Körper können durch Akupunktur-Therapie wieder einreguliert werden. Die chinesische Medizin versteht den Schmerz als Energiestau. Das Einbringen von Nadeln in Akupunktur-Punkte soll die Funktion der entsprechenden Organe beeinflussen und den Energiestau beheben.

Die Wirkungen der Akupunktur werden in den letzten Jahrzehnten zunehmend auch mit schulmedizinischen Methoden erforscht. Wichtige Hinweise zur Wirkungsweise der Akupunktur konnten am Tier und durch experimentellen Schmerzreiz gesunder Probanden gefunden werden. Durch Stimulationsakupunktur mit starker Reizung zur direkten Schmerzbeeinflussung findet sowohl eine Hemmung nozizeptiver Impulse als auch eine Aktivierung deszendierend hemmender supraspinaler Strukturen statt. Außerdem wird eine Erhöhung von Endorphinen und Encephalinen in ZNS und Rückenmark nach Stimulationsakupunktur beobachtet. Weitere Änderungen finden sich nach Stimulationsakupunktur bei den Neurotransmittern (Reider, 1978; Zimmermann, 1979).

Migräne und Kopfschmerzen sind sehr häufige Symptome. Etwa 10% der Patienten  in Deutschland klagen über diese Symptome. Die Lebensqualität der Migränepatienten wird durch den Migräneanfall stark beeinträchtigt. Eine kausale Therapie der Kopfschmerzerkrankung ist wegen noch fehlender Pathophysiologie der chronischen Kopfschmerzsyndrome bisher schwierig. Viele chemische Medikamente können zwar kurzfristig die Kopfschmerzen vermindern, die meisten Medikamente haben aber häufig auch verschiedene und teilweise schwerwiegende Nebenwirkungen.

Zudem kann eine Vielzahl dieser Medikamente bei Dauergebrauch selbst Kopfschmerzen hervorrufen oder schon bestehende Kopfschmerzen in ihrer Häufigkeit und Intensität verstärken.

Eine kausale Therapie dieses Leidens ist wegen der multi-faktoriellen Genese und der komplizierten pathophysiologischen Zusammenhänge zur Zeit noch unbefriedigend (Taubert, Höll).

Das private Marburger Institut für Naturheilverfahren hat eine Studie  Akupunktur bei Migräne und Kopfschmerz durchgeführt. An dieser Studie haben 50 Patienten teilgenommen (40 Frauen, 10 Männer). Die Dauer der Erkrankung lag zwischen 8 Monaten und  35 Jahren. Die Frequenz der Migräne-Anfälle betrug zwischen 2 und 12 mal pro Monat. (oder 85 Tage pro Jahr). Die PatientInnen waren zwischen 22 - 68 Jahren alt (Tabelle 1).

Tab.1   Verteilung von Alter und Geschlecht

                 __________________________________________________________

                                      20-30     31-40     41-50     51-60     61-70

                 __________________________________________________________

                  Frauen            14          7            7            10          2

                  Männer           2           2            3            3

                 __________________________________________________________

Vor Beginn der Akupunkturbehandlung wurde bei jedem Patienten eine Diagnose der Kopfschmerz- und Migränesymptomatik aus der Sicht der traditionellen chinesischen Medizin individuell durchgeführt.

Auf eine weitere Differenzierung der Schmerzen wurde bewußt verzichtet- da eine Abklärung nach den Regeln der Schulmedizin unter Berücksichtigung vaskulärer Risikofaktoren, Bluthochdruck etc. bei allen Patienten bereits erfolgt war. Diese Unterscheidung hat in der TCM, wie auch in der symptom-bezogenen Homöopathie, keine praktische Relevanz.

Die Einteilung der Kopfschmerz- und Migränepatienten erfolgte nach der Zuordnung der jeweiligen Hauptschmerz-Lokalisation zu den betroffenen Meridianen:

Tai-Yang-Schmerz       =          ( Dünndarm / Blase )

 Shao-Yang-Schmerz   =          ( Gallenblase / 3E ),

Yang-Ming-Schmerz    =          ( Magen / Dickdarm ) und

Jue-Yin-Schmerz         =          ( Perikard / Leber ) (Tabelle 2).

 

Tabelle.2  Verteilung der Kopfschmerzlokalisation

               _____________________________________________________________

Typ             Shao-Yang   Yang-Ming                     Tai-Yang      Jue-Yin  Ganzer Kopf

                       (Gb/3E)                         (Ma/Di)     (Dü/Bl)        (Pe/Le)

              ______________________________________________________________

Anzahl           19 (38%)                         14 (28%)   4 (8%)        3 (6%)      10 (20%)

 

Vor der Erstanamnese baten wir die Patienten, einen Fragebogen auszufüllen. Danach wurde eine ausführliche Untersuchung nach den Regeln der TCM durchgeführt, das heißt: durch Befragen, Hören, Riechen, Betrachten und Tasten.

Bei der Wahl der Akupunkturpunkte wurde unterschieden, ob sich der Schmerzverlauf entlang

-des Shao-Yang-Meridians (Gb/3E), entsprechend einem seitlichen Kopfschmerz, oder

-des Yang-Mingmeridians (Ma/Di) entsprechend Stirnkopfschmerz oder

- entlang des Tai-Yang-Meridians (Dü/Bl) bei Nackenkopfschmerz ausbreitete.

Beim Shao-Yang Kopfschmerz wurden für die Akupunktur als lokale Punkte G8, G20, G34 und G41 gewählt. Die Behandlung erfolgte meist zweimal pro Woche über einen Zeitraum von fünf bis zehn Wochen.  Zum Follow up Zeitpunkt nach drei Monaten hatten 30,9 % der Patienten keine Migräneanfälle mehr (Abb.1). Die Anfallshäufigkeit bei 43,6% der Patienten  verminderte sich von 1 mal pro Woche auf 1 mal pro Monat. Die Intensität der Anfälle war bei 67% der Patienten schwächer geworden. Positive Effekte traten bei 85 % ein (Ergebnisse in Fragebogen: sehr gut/gut).    

In unserer Studie über Kopfschmerzen und Migräne bestand eine Bevorzugung des weiblichen Geschlechtes (Männer: Frauen = 1 : 5). In der Altersverteilung finden sich 34% der Patienten zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr.

38% der Patienten haben seitlichen Kopfschmerz, entsprechend dem Shao-Yang-Kopfschmerz. Der zweithäufigste Kopfschmerz lokalisiert sich in der Stirn (28%), entsprechend dem Yang-Ming-Kopfschmerz (Ma/Di).

Unsere Studie zeigt, daß Akupunktur eine erfolgreiche Behandlungsmethode bei Migräne ist. Das Ergebnis stimmt mit anderen Studien überein (Weinschütz et.al.,1994; Herget, 1990; Kubiena, 1990).

Eventuelle Therapieblockaden und ergänzende Therapie-möglichkeiten ,die bei fehlendem Erfolg eingesetzt wurden, zeigt der zweite Teil unserer Studie:

 2. Elektroakupunktur nach Voll bei Migräne und Kopfschmerz

Dr. med. Bernhard Weber

Institut für Naturheilverfahren Marburg  

Die Elektroakupunktur nach Voll entwickelte sich in den letzten 40 Jahren als eine Kombination der Akupunktur und der Hömöopathie mit wesentlichen Ergänzungen aus der Isopathie, Phytotherapie und der orthomolekularen Therapie.

Umweltmedizinische Belastungen durch Insektizide und Schwermetalle wurden schon vor über 30 Jahren in die naturheilkundliche Diagnostik und Therapie aufgenommen (Hagen, Thomsen). Aber auch mit Schaffung des „Fachs“ Umweltmedizin finden diese Belastungen erstaunlicherweise bei Kopfschmerzen und Migräne kaum Beachtung.

E.P. Kolmer stellte dem XII. internationalen Akupunktur-kongress in Paris 1963 die bei der EAV feststellbaren häufigen Belastungen auf der Basis der aus der Akupunktur bekannten Organbeziehungen vor ( Voll.R., S. 507-515 ).

Im Rahmen der Marburger Amalgamstudie (Weber, Schneider) wurden am Institut für Naturheilverfahren 49 amalgambelastete Patienten wegen Kopfschmerzen oder Migräne therapiert.

Von allen 130 in die Studie aufgenommenen Patienten wurden 30% ausführlich mit Elektroakupunktur nach Voll (EAV) untersucht, um möglichst alle Begleitkrankheiten und Zusatzbelastungen aufzudecken und mitzubehandeln.

Bei 70% der Patienten wurde lediglich ein EAV- Kurztest durchgeführt, bei dem regelmäßig die Amalgamfolgekrankheit Darmdysbiose und in vielen Fällen auch eine chemische Belastung ( Formaldhyd, PCP, PCB, Lindan ) mituntersucht wurde.

Um eine ganzheitliche Sichtweise und Therapie zu ermöglichen, wurden die ausführlichen, aussagekräftigeren Tests bevorzugt, aber nicht von allen Patienten gewünscht.

Die Fragebogen-Auswertung der eingetretenen Symptomver-besserungen erfolgte in den Stufen stark-ziemlich-etwas-nicht.

Elektroakupunktur nach Voll

Die Akupunkturpunkte und Meridian-Organsysteme waren für Dr. Voll der Ausgangspunkt für seine sehr umfangreiche, ganzheitliche Systemdiagnostik. Heine konnte 1987 die histologische Struktur der Akupunkturpunkte aufklären. Durch Entdeckung zahlreicher neuer Punkte wurde eine genaue Diagnostik aller Körperregionen und -funktionen ermöglicht, die trotz weltweiter Verbreitung noch nicht als wissenschaftlich anerkannt gilt, obwohl mehrere Studien bereits vorliegen (Weber).

Der Resonanz- oder Medikamententest der EAV stellt das zweite Standbein dieser Kombination aus Akupunktur und Homöopathie dar. Zahlreiche chronische Belastungen aus Vorerkrankungen und Umweltbelastungen lassen sich damit erfassen. Eine gezielte, zumeist homöopathische und orthomolekulare Therapie wird dadurch ermöglicht. Eine übersichtliche Einführung zur EAV liefert H.Rossmann.

Die hohe Treffsicherheit der EAV bei Amalgam zeigte 1993 auch unsere Blindstudie ( D. Danz, D. Leber, R. Schneider, B. Weber ).

Die EAV ermöglicht auch eine recht genaue halbquantitative Messung des Therapieerfolges über mehrere Monate.

Festgestellte Begleiterkrankungen

Pilzerkrankungen und Dysbiosen des Darmes fanden sich bei den ausführlichen EAV-Tests in über 90 % der Fälle. Durch intensive Amalgamentgiftung und Mikrobiologische Therapie behandelten wir diese Zusatzbelastung auch ohne Antimykotika meist erfolgreich. Stuhluntersuchungen erfolgten nur in Einzelfällen.

Wohnraumgifte und berufliche Schadstoffbelastungen konnten in etwa 20 % als Zusatzfaktor festgestellt werden und wurden dann naturheilkundlich mitbehandelt. (Isonosodentherapie, phytotherapeutisch-homöopathische Ausleitung, Vitamingaben, Expositionsvermeidung ).

Patienten mit chronischen Zahnherden, meist ohne feststellbare Symptome, wurden besonders bei rheumatischen Erkrankungen und Tumorpatienten mit EAV zusätzlich diagnostiziert und zur Kontrolle und Weiterbehandlung überwiesen.

Besonders häufige Begleiterkrankungen waren chronische Rachen- oder Nasennebenhöhlen-infekte, die teilweise homöopathisch behandelt wurden. Auf Grund unserer Vorstudien sehen wir Amalgam sowohl als häufige Vorschädigung für diese Infektneigung als auch verantwortlich für die explosionsartig steigende Zahl der Allergien.

Die Therapie der bei diesen 49 Patienten festgestellten Amalgambelastung bestand neben homöopathischen Lymphmitteln und Nosoden zur Ausleitung meist in mehrmonatigen Zink- und Selengaben in orthomolekularen Dosen.

Das für die EAV- Diagnostik von Hagen 1983 beschriebene Eisbergsyndrom mit häufig 5 bis 15 „kleinen Belastungen“ bei einem Patienten konnte wegen der nicht bei allen Patienten umfassenden Testung , nicht ganzheitlich erfaßt werden. Teilbelastungen wurden also nicht behandelt.

Das Therapieergebnis zeigt mit 77,5 % Besserung bei Kopfschmerz und Migräne, auch bei Konzentration auf oft nur einen Störfaktor, das Amalgam, schon meist sehr erfreuliches Ergebnis.

Die Veröffentlichung der ausführlichen Einzelergebnisse erfolgte im Buch „Krank durch Amalgam - und was dann?“ (U. Hofmann) .

Ein direkter Vergleich der Patientengruppen ist für eine Folgestudie vorgesehen.

Die mögliche Zusammenarbeit beider Verfahren erwies sich besonders bei akuten Fällen bezüglich der Akupunktur und bei Therapieblockaden durch die Elektroakupunktur nach Voll als sehr hilfreich, besonders für die kleine Untergruppe von Patienten, die mit beiden Verfahren behandelt wurden. Eine statistische Auswertung war hier nicht möglich.

Eine begleitende EAV- Untersuchung der 50 Akupunktur-Patienten zeigte ein sehr ähnliches Spektrum der Belastungen  wie bei den 49 Patienten der Amalgamstudie. Die dargestellten Belastungen sind also bei beiden Patientengruppen als (Mit-) Ursache für Kopfschmerzen und Migräne anzusehen.

Beide Naturheilverfahren können bei diesen chronischen, schulmedizinisch nur mühsam unterdrückbaren, Erkrankungen eine schonende und langfristige Besserung oder Heilung ermöglichen. Die rasche Hilfe bei der Schmerzbeseitigung durch die Akupunktur war für die Patienten oft beindruckend.

Literatur:

Weisschütz, T.; Niederberger, U.; Jahnsen, S.; Schreiber, J.; Kropp. P.: Zur neuroregulativen Wirkung der Akupunktur bei Kopfschmerzpatienten. Dtsch. Zschr. Akup. 5(1994) 106-117

Reider, P.; Vollmer, R.: Biochemische und neurophysiologische Mechanismen bei der Akupunktur-Analgesie und Therapie. Dtschr. Zschr. Akup. 4(1978)103-107.

Zimmermann, M.: die physiologischen Grundlagen der Schmerzempfindung und Schmerztherapie. Orthop. Praxis 1 (1979)12-14.

Herget, H. F.: Neuro- und Phytotherapie schmerzhafter funktioneller Erkrankungen. 5. Auflage Pascoe-Verlag 1990.

Taubert und A. Höll: Migrane, Konventionelle und unkonventionelle Therapieverfahren (Symposium), 1993.

Kubiena: Akupunktur bei Migräne aus westlicher und östlicher Sicht, Taubert und Höll.: Migräne 1. Auflage 1993. 93-106.

W.H.Koch und M.Weitz: Amalgam, Wissenschaft und Wirklichkeit.Ökoinstitut, Freiburg im Breisgau (1993).

Drasch, Schupp, Riedel: Einfluß von Amalgamfüllungen auf die Quecksilberkonzentration in menschlichen Organen. Dt.Zahnärztl.Z. 47 (1992) 490-496.

F.Perger: Amalgamtherapie, in „Kompendium der Regulations-pathologie und -therapie“. Sonntag-Verlag 1990.

K.H.Friese: Amalgamtherapie für Ärzte und Zahnärzte. Panta 3 (1992 ) Haug-Verlag.

R.L.Silberud: Die Beziehung zwischen Quecksilber aus Zahnamalgam und psychischer Gesundheit. Dt. Übersetzung in:

U.Hofmann: Krank durch Amalgam - und was dann ? 1996. GeMUT-Verlag, Marburg

Danz, Leber, Schneider, Weber: Homöopathischer Diagnostik-vergleich mit EAV in Blindstudie. Ärztezeit.f.Naturheilverfahren 9 (1993).

H.Rossmann: Kompendium der Elektroakupunktur nach          Voll. 1995. Haug-Verlag.

Voll R., Medikamententestung, Nosodentherapie und Mesenchym-entschlackung, ML Verlag, 1965

Hagen C., Umweltgift im Griff dank Elektroakupunktur            nach Voll

B. A. Weber: Amalgam - Ursache für Allergien und andere chronische Erkrankungen ? Z.f. Erfahrungsheilkunde 10/1994, Haug-Verlag

Marburger Amalgamstudie, B. A. Weber, R. Schneider in: U.Hofmann Auflage 1996 des Ratgebers „Krank durch Amalgam - und was dann?“, GeMUT-Verlag Marburg.

B. A. Weber, Institut für Naturheilverfahren, Marburg, 40 Jahre Elektroakupunktur nach Voll, Zusammenstellung der

Studien und wissenschaftlichen Veröffentlichungen, 1996, 20 S.

                        Frau Dr. med. Yarong Xiao

                        Dr. med. Bernhard Weber


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