Naturheilpraxis - Ausgabe 12/2002
Erkältungskrankheiten
    Homöopathische Behandlung banaler Infekte
    von Jochen Schleimer

    Infekte heißen banal, wenn man sie für ungefährlich hält – eine äußerst gefährliche Ansicht.

    Einmal kann es durchaus der Fall sein, dass dem Therapeuten nur ein Teil der Informationen zur Verfügung steht (bei kranken Kindern und sehr alten Patienten die Regel) und es um den Patienten weitaus ernster bestellt ist, zum anderen kann, jeder "banale" Infekt bei entsprechender miasmatischer Grundlage eine ungünstige Wendung nehmen.

    Auffallend ist – und der homöopathischen Literatur kaum gewürdigt – , dass die "banalen" Infekte in der Regel Organe befallen, die vom Endoterm – also dem inneren Keimblatt – abstammen. Schwerpunktmäßig sind in erster Linie die Atmungsorgane und der Enddarm betroffen.

    Katarrhalische Infekte:
    Katarrhalische Infekte laufen meist stereotyp ab. Erst in der Chronifizierung kommt es zur individuellen Ausgestaltung gemäß der Konstitution.
    Ganz am Anfang, wenn es in der Nase kribbelt, der Hals trocken ist und ein Gefühl besteht, sich angesteckt zu haben, ist Aconitum das Mittel. Eine Gabe in der D6 alle 15 Minuten eingenommen kann fast jeden Infekt im Anfangsstadium kupieren.

    In der Regel schließt sich dann das Belladonna – Stadium an: Das Krankheitsgefühl nimmt zu und die Schleimhäute beginnen sich zu röten. Die obige Dosierung sollte beibehalten werden. Die Chancen, den Infekt zu kupieren, sind jedoch weitaus geringer.

    Der weitere Verlauf ist in erster Linie von der Konstitution des Patienten aber auch vom Erreger und den Begleitumständen (Klima, Ernährung u.ä.) abhängig.
    Meist kommt es zu einer "normalen" Grippe mit hohem Fieber, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen und großer Abgeschlagenheit. Dieser Zustand braucht Mercurius solubilis. Je nach den Beschwerden sollte das Mittel 1/4-stündlich bis 4x täglich gegeben werden und zwar jeweils 4 Tropfen in 4 EsslöffeI Wasser von der Q6.

    Ein gewöhnlicher Katarrh mit mildem Fließschnupfen ohne Fieber braucht meistens Pulsatilla. Die Absonderungen sind meist schleimig, glasig, weißlich, gelegentlich auch gelblich – grünlich, immer aber blande. Besteht ein Husten, so ist er schmerzfrei, auch wenn Heiserkeit besteht. Der Auswurf ist ähnlich den Absonderungen aus der Nase. Der Puls bei Pulsatilla ist normal, das heißt unter 90 / Min., sonst stimmt das Mittel nicht (mehr).

    Ein fieberhafter Katarrh mit völlig verstopfter Nase und ohne jede Absonderung erfordert Phosphorus.
    Setzt dann (oder bestand schon vorher) eine auch nur geringfügige wässrige Absonderung aus der verstopften Nase ein, so verlangt der Fall Arsenicum album.
    Gesellt sich noch ein Kratzen im Hals dazu und die Absonderungen sind wundmachend, ist Nux vomica der Vorzug zu geben.

    Jeder Katarrh mit hohem Fieber, gelblich – grünlichen Absonderungen aus Nase und Bronchien und / oder wässrig – wundmachenden Absonderungen aus der Nase und /oder schmerzhaftem Husten braucht Mercurius solubilis. Katarrhe mit hohem Fieber, trockener wie wunder Nase, trockenem Rachen, trockenem Husten und / oder Stechen in Rücken und Brust beim Atmen verlangen nach Phosphorus. Hier ist mit einem längeren Verlauf zu rechnen.
    Die Symptomatik sollte 4 Tage nicht überdauern. Solange gibt man das Mittel (die Q6 ist die Allerwelts-Potenz) je nach Akutität 3-stündlich bis 2 mal täglich 4 Tropfen in 4 Esslöffel Wasser.

    Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes
    Magenverstimmungen, die erst wenige Tage alt oder noch akut sind und als Folge von zu schwerem oder zu fettem Essen aufgetreten sind brauchen Pulsatilla, die Q6 sollte 4x am Tag mit 4 Esslöffel Wasser eingenommen werden.
    Nach alkoholischen Exzessen bewährt sich nach wie vor Nux vomica. Am besten wirkt eine Stoßtherapie mit 4x unmittelbar hintereinander jeweils 4 Tropfen mit 4 Esslöffel Wasser. Leider gibt es die Urtinktur nicht mehr. Mit ihr ließen sich "Sekundenphänomene" besonders bei der echten Säufergastritis erzielen.

    Akute Lebensmittelvergiftungen – erkenntlich an Übelkeit, Erbrechen, Durchfällen und Hautausschlägen – verlangen Sulfur. Da es sich in der Regel um ein schwerwiegendes Krankheitsbild handelt, sollte die D10 alle 1/4 Stunde bis zur Rückkehr des normalen Befindens eingenommen werden.

    Durchfälle mit oder ohne Fieber behandelt man mit Mercurius solubilis. Auch hier sollte die Q6 1/4-stündlich eingenommen werden.

    Brechdurchfälle dagegen brauchen Phosphorus in der gleichen Dosierung. Der Einwand, dass es sich um keine individualisierende Therapie handelt ist gerechtfertigt. Allerdings handelt es sich um stereotype Krankheitsbilder, die ohne Weiteres einen gefährlichen Verlauf nehmen können. Polychreste sind zudem schneller erhältlich und decken ein unpräzise beschriebenes Krankheitsbild vollständiger ab als kleinere Mittel. Vor allem aber: Die obigen Behandlungsvorschläge wirken.
Paramedizinische Phänomene
von Winfried Veldung
    Die "Fernheilung" in der medizinischen – nachmittelalterlichen – deutschen Literatur
    Zusammenfassung:
    In der medizinischen Literatur des ausgehenden Mittelalters können wir auf paranormale Phänomene stoßen, die auch heute noch nicht wissenschaftlich erforscht sind. Was früher als Zaubermagie galt wird heute leichter durch quantenphysikalische Vorgänge verständlicher. Eines der bekanntesten Phänomene war die Fernheilung. Wenn der Verletzte wegen Abwesenheit nicht direkt behandelt werden konnte, aber die Waffe, die die Wunde verursachte, vorhanden war, wurde sie wie die Wunde versorgt. Fernheilung wird heute noch in der Radionik und im Mentalen Heilen praktiziert.

    Stichworte:
    Paranormalität – Radionik – Radiästhesie – Quantenphysik – Magie – Sympathie – Parapsychologie – Paramedizin – Psychokinese – Fernheilung –

    Beim Auswerten medizinischer Bücher des Mittelalters und der Renaissance – 1000 – 1750 n.Chr. – können wir auf paramedizinische und –psychologische Phänomene stoßen. Es handelt sich meistens um Phänomene der Fernheilung, von Visionen, Hellsehen, Präkognition, Psychokinese und verschiedenen ungewöhnlichen Therapiemethoden (Alchemie).

    I. Bedeutende Medizin-Schriftsteller des Mittelalters:
    II. Der "curieuse und vernünftige Zauber-Arzt" des Valentino Kräutermann
    III. Die Behandlung von Wunden durch Fernheilung zwischen 1600 und 1750 n.Chr.
    IV. Versuch einer Interpretation nach dem heutigen Stand wissenschaftlicher und radionischer Forschung
KREBSFORUM
Möglichkeiten und Grenzen:
Moderne immunologische Diagnostik

von Manfred D. Kuno
    Intro
    Die Möglichkeiten der Erfassung und Beobachtung immunzellulärer Veränderungen (u.a. mit großem Benefit für die Onkologie) hat sich durch die Forschung und Entwicklung im Bereich der Molekularbiologie und Molekulargenetik in den letzten etwa zwanzig Jahren enorm weiter entwickelt. Ausgelöst durch das Auftreten der virusinduzierten Immunschwächekrankheit AIDS erfuhr die Immunologie einen wichtigen Impuls im Bereich der Laboranalytik. Die Entwicklung monoklonaler Antikörper, die Entschlüsselung der Apoptosefähigkeit von Zellen, die Entdeckung von Krebsgenen, die Forschung zur Rolle der Mitochondrien im physiologischen Zellzyklus, die Erforschung von residuellen Tumorzellen u.v.a.m. ermöglicht ein heute sehr breites immunologisches Screening zur Einschätzung der individuellen Abwehrlage. Hierdurch ergeben sich u. a. präventive Diagnosemöglichkeiten zur Abschätzung von Risiken und Vorstadien unterschiedlicher Erkrankungsbilder, von den Atopien, über Autoimmunprozesse, Immunschwächekrankheiten, bis hin zu Tumorerkrankungen.
    Andererseits zeigen die modernen immunologischen und molekularbiologischen Forschungen, dass die im Organismus vorhandene Tumorzellklone keineswegs passive, und dem Angriff eines gesunden Immunsystems ausgesetzte "Ziele" sind.
    Im Gegenteil wissen wir heute um die hohe biologische Aktivität von Tumorzellen, die ihrerseits sowohl in das menschliche Immunsystem, als auch in weitere Stoffwechselprozesse (Hormonsystem, Nervensystem, System der extrazellulären Matrix etc. pp) aktiv störend eingreifen:

    Sie produzieren aktiv passende Rezeptoren für das menschliche Hormonsystem, attackieren die extrazelluläre Matrix mittels Sekretion von Lactat und Pyruvat, sezernieren toxische Substanzen, die menschliche Immunzellen angreifen (z.B.Lymphotoxin, Makrophagen-inhibierender Faktor etc. pp) senden Zytokine und Immunkomplexe aus, die die Immunabwehr blockieren, bilden an ihrer Zelloberfläche Adhäsionsmoleküle, die ihre Metastasierungsfähigkeit verbessern (z.B. CD44, VCAM, ICAM) und versorgen sich mit Nahrungssubstraten durch Bildung neuer Gefäßkapillaren via Angiogenesis-Faktor. (Beispiele Abb. 1 siehe Naturheilpraxis 12/2002)

    Tumorzellen sorgen also in sehr ausgeprägtem Maße für ihren Überlebensvorteil. Die fatale Konsequenz für unsere tägliche Praxisarbeit ist, dass selbst gut ausgeklügelte Immuntherapien auch immer wieder versagen. Anders und mit den Worten eines führenden Mitglieds der US-amerikanischen Krebsgesellschaft:

    "wir haben Tausende Substanzen, die im Experiment und am Tiermodell Tumoren zum schmelzen bringen, und die in der Anwendung am Menschen versagen."

    In so fern steht die Immunologie, als auch die Molekularbiologie, die eng miteinander vernetzt sind, fraglos in den Kinderschuhen und bedarf weiterer Forschungsimpulse, um von der Kenntnis beobachteter Phänomene zum umsetzbaren Wissen in der Praxis, und damit zum Benefit für Immunpatienten im weitesten Sinne zu gelangen. Einen interessanten Einblick in den derzeitigen Stand der internationalen Forschungen auf diesem Gebiet gewährt die Homepage des internationalen "Krebs-Genom Projektes" das in der amerikanischen NIH (National Institute of Health) beheimatet ist. Die Klärung v.a. der Ursachen malignen Wachstums steht hier im Vordergrund (siehe im Internet unter www.ncbi.nlm.nih.gov/CGAP/), und die Abbildung 2 zeigt, (Abb. 2 siehe Naturheilpraxis 12/2002) wie weit die Aufklärung molekulargenetischer Ursachen für einen Teil der Tumorerkrankungen heute fortgeschritten ist.

    Bis zu einer weiteren Aufklärung molekularbiologischer und immunologischer Verknüpfungen im Lebendigen, sind wir (unverzichtbar!) gezwungen, unsere (wenn auch noch so aufwendigen) molekularbiologischen und immunologischen Laborbefunde mit den "Phänomenen des Lebendigen" zu vergleichen, d.h. Erfassen und beachten der Anamnese, Beachtung der äußeren Zeichen innerer Erkrankungen (körperliche Untersuchung!), bildgebende Verfahren etc. pp bleiben weiterhin die Grundlagen einer lebendigen Diagnostik, und können das analytische Labor nicht ersetzen.

    Eine kontinuierliche und kompetente Fachfortbildung bleibt dabei ein unverzichtbarer Bestandteil ärztlicher und heilpraktischer Tätigkeit, wobei auch die Fortbildung auf scheinbar sachfremden Gebieten (Genetik) dazu gehören muss (Anschriften für kompetente Fortbildungsmöglichkeiten am Ende dieses Beitrages).

    Zudem muss einschränkend berücksichtigt werden, dass die genannten analytischen Verfahren sämtlichst Verfahren der quantitativen "in-vitro-Diagnostik" sind, d.h. hier werden Körpermaterialien eines Patienten (Knochenmark, Blut, Gewebe etc.) außerhalb der physiologischen Körperbedingungen (also "im Labor") unter Benutzung verschiedener Reagenzien (von monoklonalen Antikörpern bis zu Schafserythrozyten) untersucht, und im Rahmen mehr oder weniger gut evaluierter "Referenzbereiche" in ihrer Aussagekraft interpretiert. Es handelt sich hierbei also nicht um eine echte "Funktionsdiagnostik", sondern eher um statische und rein quantitative "Momentaufnahmen" außerhalb physiologischer Bedingungen.

    Die Folgen sind auch in unseren Praxen manchmal schmerzhaft erkennbar: so sehen wir nicht selten scheinbar völlig unauffällige Immunprofile bei Patienten, die klinisch ausgeprägte Immunerkrankungen aufweisen, oder wir sehen ausgeprägte Störungen des Immunprofils bei klinisch gesunden Menschen.

    Diese Tatsachen schränken die Aussagefähigkeit auch einer modernen Diagnostik ein, sie eignen sich definitiv nicht für ein breites Screeningverfahren, sondern bedürfen unbedingt einer erfahrenen Befundinterpretation, die die klinischen Befunde des jeweils untersuchten Probanden berücksichtigt.

    Diese Aussage betrifft auch moderne sogenannte "quantitative" Untersuchungsverfahren wie z.B. "Tumor-Killing-Tests", Untersuchungen der "Aktivität von Killerzellen und/oder Makrophagen-Aktivitäts- und Transformationstests", "p53-Analyse", "Medikamenten-Biogramme", oder Untersuchungen auf "residuelle Tumorzellen". All diese genannten Verfahren befinden sich heute in einem frühen Forschungsstadium, welches eine genaue Aussage über die jeweilige Immunaktivität des Patienten nur mit sehr hohen Unsicherheitsfaktoren zulässt. Dies gilt selbstverständlich auch und gerade die in der Naturheilkunde traditionell üblichen so genannten "Präkanzerose-Tests" (wie z.B. Dunkelfelddiagnostik nach Enderlein / v. Brehmer / Weber u.a., Blut-Kristallisationsanalyse, "Kealin"-Test, "Bradford"-Test, Erythrozyten-Trockungstests nach Linke u.a., "CCR-Test", "Witting"-Test, Untersuchung "nach Aschoff" u.v.a.m.), deren Unsicherheit noch wesentlich höher einzuschätzen sind.

    Heute ist die Durchführung sowohl eines zellulären, als auch eines humoralen Immunstatus zur Einschätzung und Differenzierung klinischer Befunde möglich. Die Kosten hierfür liegen je nach Umfang zwischen Euro 100,- und Euro 400,- und werden (bei gesicherter immunologischer Grunderkrankung sowie allermeist auch bei Tumorpatienten) von den PKNn erstattet, sofern es sich um ein ärztlich geleitetes Labor handelt.

    Der "Immunstatus" (I.): immunzelluläre Veränderungen am Beispiel der Tumorerkrankungen

    Zelluläre Immunparameter und deren Aussagekraft
    Der "Immunstatus" (II.): Einblicke in humorale Immunparameter

    Fortbildungsmöglichkeiten im Bereich der Immunologie / Molekularbiologie / Orthomolekularmedizin bieten folgende Einrichtungen, bzw. Ansprechpartner regelmäßig und regional wie überregional an; bitte erfragen Sie dort aktuelle Seminarangebote:
Blätter für klassische Homöopathie
Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Klassische Homöopathie
Vipera berus

von Ulrich Pleines
    Die Kreuzotter, lateinischer Name Vipera berus, im Repertorium abgekürzt mit Vip, gehört zur Familie der Viperinae. Sie ist eng verwandt mit Vipera aspis und Vipera redii. Die Giftwirkung dieser drei Schlangen wird im Arzneimittelbild synonym betrachtet.

    Die Kreuzotter erreicht eine durchschnittliche Länge von 60 – 75 cm, kann jedoch auch bis zu 85 cm Länge erreichen. Sie ist in ganz Europa verbreitet, vom Polarkreis bis auf den Balkan, vom Atlantik bis sogar in den Fernen Osten. Damit ist sie die am weitesten verbreitete Giftschlange Europas. Charakteristische Kennzeichen sind die markante Rückenzeichnung aus einem dunklen, breiten Zickzackband sowie die X- oder V- Zeichnung auf dem Hinterkopf. Die Grundfarbe ist sehr variabel, es treten verschiedene Blau-, Grün- und Grautöne ebenso wie gelbe, rotbraune oder kupferrote Tiere auf; es kommen auch schwarze Tiere vor. Entsprechend der großen Fläche des Verbreitungsgebietes gestaltet sich der Lebensraum sehr unterschiedlich. Vipera berus lebt tagaktiv, besonders lebhaft an warm-schwülen Tagen. Sie ist eine ausgezeichnete Schwimmerin. Im Allgemeinen sucht sie bei Gefahr ihr Heil in der Flucht in die Vegetation oder unter Steine. Als Nahrung bevorzugt sie Mäuse, junge Vögel, Eidechsen und Frösche. Die Paarung findet im April/Mai statt, die Jungen werden lebend geboren. Sie sind nach 3-4 Jahren geschlechtsreif. Durch Zerstörung ihres Lebensraumes sind die Bestände an Kreuzottern zum Teil dramatisch zurückgegangen, weshalb sie in vielen Ländern Europas inzwischen streng geschützt wird.

    Leider gibt es keine zuverlässige, brauchbare Prüfung des Giftes, so dass sich das Arzneimittelbild bis heute ausschließlich aus Beobachtungen der Toxikologie (d.h. Bissunfällen, zum großen Teil auch gebissene Tiere) und aus einigen wenigen, aber dennoch recht spektakulären Heilungen zusammensetzt. Vipera berus eignet sich zur Anwendung sowohl in akuten als auch in chronischen Fällen.

    Der typische Verlauf eines Kreuzotterbisses ist folgender: sofort nach dem Biss treten heftige Schmerzen an der Bissstelle auf, aber es wurde auch Anästhesie des gebissenen Gliedes beobachtet. Im Verlauf der nächsten Stunden schwillt das gebissene Körperteil heftig an, Extremitäten können auf den doppelten bis dreifachen Umfang anwachsen. Die Schwellung verfärbt sich meist dunkelbläulich (vergleiche Lachesis), begleitet von Ekchymosen. Die Schwellungen sind sehr hart und nicht mit dem Finger eindrückbar. An der Bissstelle kann sich ein gangränöses Geschwür entwickeln. Die Haut wird kalt, livide und ist von kaltem Schweiß bedeckt. Als auffälliges Allgemeinsymptom entwickelt sich ein starker Durst auf kaltes Wasser. Andere Allgemeinsymptome ähneln denen anderer Schlangengifte (Lachesis, Naja, Crotalus): Blutdruckabfall, extreme Hinfälligkeit, Ohnmacht, beschleunigter, fadenförmiger Puls, Übelkeit und Erbrechen, Diarrhoe mit unwillkürlichem Abgang von Stuhl und auch von Urin, Kollaps und in tödlichen Fällen Übergang in Koma.

    Ein gesunder erwachsener Mensch kann den Biss einer Kreuzotter auch ohne medizinische Hilfe in 6 – 8 Wochen überstehen. Allerdings kann es auch vorkommen, dass ein Angstschock die Wirkung des Giftbisses überlagert, die Allgemeinsymptome verschlimmert oder gar den Tod herbeiführt. Die beschriebene Schwellung geht bei nicht letalem Verlauf langsam zurück. Sie kann aber auch monate- oder jahrelang persistieren, mit einer starken Periodizität, die wieder an Lachesis erinnert.

    Die substantielle Giftwirkung äußert sich in einer stark gestörten Blutgerinnung. Es treten venöse Blutungen in das Gewebe auf, seltener nach außen. Grundsätzlich bestehen alle Schlangengifte aus einem komplexen Proteingemisch; bei den Viperinae steht aber immer eine cytotoxische Komponente im Vordergrund, die eben zur Störung der Blutgerinnung führt. Auch manchmal beobachtete Lähmungen werden eher auf die hämotoxische als auf eine neurotoxische Wirkung zurückgeführt (Nervenkompression durch die massive Schwellung).

    Obwohl sich die Schlangengifte auf den ersten Blick sehr ähneln und es so scheint, als wäre Vipera eine wenig charakteristische Variante, so zeigen sich ein starkes Schlüsselsymptom und mehrere klare Leitsymptome. Manche sehr auffällige Beobachtung kann als sonderlich gewertet werden.

    Die key-note lautet: unerträgliche Schmerzen in den Extremitäten beim Herabhängen, als ob sie bersten wollten. Dabei besteht eine heftige Anschwellung in größter Ausdehnung, mit Härte und Spannung sowie dunkelblauer Verfärbung der kranken Teile. Verschreibungen am Krankenbett erfolgten bislang nur aufgrund dieses klaren Symptoms. Die Leitsymptome sind im weiteren Text fett gedruckt. Die Darstellung des Arzneimittelbildes folgt dem bekannten Kopf-Fuss-Schema.

    Im Gemütsbereich zeigt sich eine namenlose Angst, die sich oft auch als hochgradige Herzensangstmanifestiert. Der Patient wird von einer starken Rastlosigkeit und Unruhe gequält. Die Bewusstseinslage ist getrübt bis stuporös, es treten plötzliche Ohnmachten und Bewusstlosigkeit auf, auch begleitet von deliranten Zuständen oder dem Verlust der geistigen Fähigkeiten. Durch die große Unruhe und Angst schläft der Patient schlecht. Kopfschmerzen mit Erbrechen werden mehrfach beschrieben, begleitet von der Neigung zu seufzen.

    Die Augen entzünden sich. Vipera bringt Nasenbluten hervor, begleitet von Schwindel und Angst. Im blassen, eingefallenen Gesicht prägt sich große Angst in den Gesichtszügen aus. Es ist mit kaltem Schweiß bedeckt. Gesicht, Lippen und Zunge können derartig anschwellen, dass die Augen aus den Höhlen heraus gedrückt werden (Beobachtung bei einem Schaf). Das Zahnfleisch wird schwammig und der Patient empfindet ein Schwellungsgefühl in den Zähnen. Die Zunge ist meist trocken und schwarz verfärbt. Das Schlucken ist sehr schwierig, der Schlund scheint wie verschlossen zu sein. Es besteht großer Durst mit Verlangen nach kalten Getränken oft in Zusammenhang mit Fieberanfällen.

    Der Patient erbricht Galle, Schleim oder schwarzes Blut, dabei kommt es zu unwillkürlichem Durchfall und Harnabgang. Der Leib ist hart und sehr gespannt, zu einer großen Druckempfindlichkeit gesellt sich Meteorismus. Clarke beschreibt Folgendes: "Schwellung des Abdomens, rasende Schmerzen und Krämpfe, bis zur Ohnmacht; nach Trinken von Milch Erbrechen einer großen Menge Spulwürmer; seitdem war der Patient völlig frei von den früheren Wurmbeschwerden". Der (unwillkürlich) abgehende Stuhl kann mit reichlich Blut vermischt sein.

    Zu der ängstlichen, kruppähnlichen Kurzatmigkeit gesellt sich ein Gefühl des Erstickens mit Würgen, so dass eine Asphyxie droht. Es tritt akute Kreislaufschwäche mit Schwindel und Taumeln, heftigen Herzschmerzen und Brustbeklemmung auf, so dass die Kleidung geöffnet werden muss. Der Körper ist eiskalt, das Herz fühlt sich schwach an, der Puls ist beschleunigt und aussetzend. Diese kollapsartigen Zustände werden häufig von Erbrechen und Diarrhoe begleitet.

    Im Bereich der Extremitäten findet sich eine starke Spannung, als ob sie platzen wollten (key-note). Der Umfang der Schwellungen kann erschreckende Ausmaße annehmen. Die Venen sind stark erweitert und berührungsempfindlich. Nach einem Biss in den Fuß wurde die Empfindung beschrieben, als ob etwas den Oberschenkel herauf liefe. Neben Zuckungen und Krämpfen erscheinen auch Lähmungen, die lange Zeit bestehen bleiben können.
    Der Patient ist kälteempfindlich. Es tritt Fieber vom intermittierenden Typus auf. Am ganzen Körper brechen kalte Schweiße aus, oft mit Ausnahme des gebissenen Gliedes. Der Ausbruch von Schweiß und auch das Erbrechen verbessern das Befinden!Wir kennen die Besserung durch auftretende Sekretionen auch von Lachesis. An den gebissenen Teilen treten Ekchymosen auf, die Haut wird zyanotisch, aber auch dunkel- bis blaurot oder schwärzlich. Die Lymphstränge sind entzündet, die regionären Lymphknoten schwellen an, die Haut kann sich erysipelartig entzünden und brandig werden, vor allem an den Bissstellen selbst. "Die Haut der Hand ist abgestorben und löst sich wie ein Handschuh ab, in großen Platten, das darunterliegende Gewebe ist livide" (Clarke).

    Im weiteren Verlauf bildet sich ein schleichender Marasmus heraus mit Zittern, Schwäche, Gesichtsblässe und Schlaflosigkeit. Die Personen altern vorzeitig; bei Kindern kommt es zu einem Entwicklungsstillstand. Neben dem Schmerz wie zum Bersten treten hauptsächlich die Qualitäten wütend, stechend und brennend auf. Eine allgemeine Verschlimmerung tritt bei jedem Wetterwechsel, Berührung, Druck und beim Herabhängenlassen des Gliedes auf. Vipera hat eine ganz starke Periodizität: die Beschwerden kehren mit überwältigender Heftigkeit nach Monaten und Jahren wieder, entweder beim Einsetzen von heißem Wetter oder alljährlich um die Zeit des erfolgten Bisses.

    Im akuten Fall wird Vipera empfohlen bei Peritonitis oder Puerperalfieber mit Meteorismus, schweren Formen der Angina pectoris und Kollaps. Von chronischen Krankheiten können Epilepsie, Migräne und die Folgen apoplektischer Insulte positiv beeinflusst werden. In vielen Fällen zeigt sich nach 18 bis zu 24 Monaten nach dem Biss einer Kreuzotter eine deutliche Tendenz zu Schlaganfällen! Außerdem ist die besondere Beziehung zu den Venen und den daraus resultierenden Krankheitsbildern, namentlich der Haut, hervorzuheben (Ulcus cruris venosum, Varikosis).

    Vipera berus ist nach diesem Erkenntnisstand sicher ein "kleines" Mittel. Aber es kann bei richtiger, sicherer Indikation, homöopathisch angewendet, genauso ein Simile darstellen wie alle anderen bekannten Arzneimittel. Es wäre auch wünschenswert, eine genaue Prüfung vorzunehmen, um es in den Reigen der sicheren Arzneimittel aufnehmen zu können. Zum Vergessen oder Übersehen dieses auch bei chronischen Leiden angezeigten Arzneimittels besitzt es zu viel Charakter und individuelle Symptome.
Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e.V.
Die Wirkungen von Akupressur und Ibuprofen auf die Stärke primärer Dysmenorrhö

von Zahra Pouresmail & Rayhaneh Ibrahimzadeh
    Die vorliegende Studie hat zum Ziel, die Wirkung der Akupressur, die eine neuartige Kombination von Akupunkturpunkten einsetzt mit der von Ibuprofen auf die Stärke der primären Dymenorrhö (PD) zu vergleichen. 216 weibliche High School Schülerinnen, im Alter von 14 bis 18 Jahren, wurden randomisiert ausgewählt und in drei Gruppen aufgeteilt. Jede Gruppe wurde mit unterschiedlichen Techniken behandelt: Akupressur, Ibuprofen und Scheinakupressur als Placebo. Die Ergebnisse liessen erkennen, dass alle drei therapeutischen Techniken effektiv den Schmerz verminderten. Allerdings war die therapeutische Wirksamkeit von Akupresssur und Ibuprofen ähnlich, ohne dass sich ein signifikanter Unterschied ergab und sie war signifikant besser im Vergleich zu derjenigen, die durch den Placebo erzielt wurde. In diesem Sinne kann die komplikationslose Akupressur als Alternative und bessere Wahl in Bezug auf die Reduzierung der Intensität der PD empfohlen werden.
    • Einleitung
    • Methoden
    • Vorgehen
    • Ergebnisse
    • Diskussion und Schlussfolgerung
    Alle drei Techniken, Akupressur, Ibuprofen und Scheinakupressur, waren in Bezug auf die Reduzierung der Stärke der Dysmenorrhö erfolgreich. Diese Feststellung deckt sich mit Helmes’6 Erkenntnis. Vermutlich bewirkte der starke psychologische Einfluss der Behandlung, sogar der der Scheinakupressur, eine Reduzierung der Stärke der Dysmenorrhö.

    Trotzdem zeigte der Vergleich der drei Gruppen untereinander, dass die Akupressur- und die Ibuprofengruppe signifikant bessere Ergebnisse erzielten als die Scheinakupressurgruppe. Das Fehlen eines solchen signifikanten Unterschiedes zwischen der Akupressur- und der Ibuprofengruppe legt den Schluss nahe, dass die Akupressur eine zuverlässige Methode ist, was überdies sowohl von den Untersuchungen von Helmes wie auch von Mahony6,8 unterstützt wird.

    Deshalb kann die Schlussfolgerung gezogen werden, dass die Akupressur (die eine neue Kombination von Akupunkturpunkten anwendet, so wie sie in der vorliegenden Studie vorgestellt wird) genauso wirkungsvoll ist wie Ibuprofen. Da die Akupressur im Grunde genommen keine Nebenwirkungen aufweist, kann sie als Therapie der Wahl empfohlen werden.

    Danksagung
    Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlages für Ganzheitliche Medizin Dr. Erich Wühr GmbH, Kötzting. Aus der Zeitschrift für Traditionelle Chinesische Medizin, 3/2002.
FACHFORUM
Tritt bevorzugt im Herbst auf: Gürtelrose

von Karl-Heinz Claus
    Kürzlich publizierte Studien weisen im Vergleich zu der Situation vor 30 bis 40 Jahren einen deutlichen Anstieg der Zosterinzidenz in der Bevölkerung auf. Der Herpes Zoster ist eine häufige vorwiegend bei älteren Patienten auftretende Erkrankung, die in der Aktphase oft mit starken Schmerzen und einer schwerwiegenden und protrahiert verlaufenden Neuralgie verbunden ist. Die Vorstellung aber, der Herpes Zoster sei eine Erkrankung des höheren Lebensalters, ist so nicht zutreffend, denn 25 Prozent der ambulanten Patienten dieser Studien waren jünger als 40 Jahre. Der größere Anteil von Frauen unter den Zosterpatienten der höheren Altersgruppen überrascht in Anbetracht der höheren Lebenserwartung des weiblichen Geschlechts nicht.

    Zu einer Infektion prädisponiert eine geschwächte Immunitätslage, insbesondere bei Diabetes mellitus. Die erhöhte Inzidenz im Herbst und im Frühjahr ist dabei auffallend. Dabei sind das Windpocken- und das Herpes-Zoster-Virus identisch.

    Beim Jugendlichen reichen für die Erkrankung offenbar neben konstitutionellen Faktoren starkes Wachstum und Pubertät aus. Der Zoster tritt am häufigsten im Thorakalbereich (50%) und (je 15%) im Zervikalbereich und Trigeminusbereich auf. Varizellen sind sehr ansteckend; der Zoster kann dagegen nicht auf einen anderen Menschen übertragen werden.

    Herpes Zoster – Spätrezidiv der Windpocken

    Therapeutische Möglichkeiten

    Enzymtherapie zur Verbesserung der Infektabwehr:

    Therapiemöglichkeiten der Postzosterneuralgie

    Literatur:
    Wutzler, Prof. Dr. med. Peter: Deutsches Ärzteblatt 17 (1997).
    Zöller, Dr. med. Birgit: Erfahrungsheilkunde 5 (1994).

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