Zeitschrift für Phytotherapie - Ausgabe 05/2002
Editorial
    Die ZPT: ein Bibliopharmakon besonderer Art?

    Ich habe es immer geahnt: Die Zeitschrift für Phytotherapie (ZPT) enthält nicht nur lesenswerte Beiträge über Themen der Phytotherapie und über Phytopharmaka, nein, sie selbst ist ein Pharmakon – sofern sie nicht nur abonniert und abgelegt, sondern auch gelesen wird. Das gilt zumindest für Leser über 60, potenzielle Alzheimer-Kandidaten. Amerikanische (wer denn sonst?!) Wissenschaftler wiesen in einer mehrjährigen Studie nach, dass Frauen und Männer ihr Risiko, im Alter an Alzheimer zu erkranken, um die Hälfte senken können – vorausgesetzt, sie lösen täglich Kreuzworträtsel, hören Radio, sehen TV und lesen Bücher und Zeitung. So kann man seine mentalen Aktivitäten trainieren.

    Immerhin wäre dies vielleicht eine Art präventiver Vorsorge, um den Ausbruch der Alzheimer-Krankheit zu verhindern oder ihren Verlauf wenigstens in leichtere Bahnen zu lenken. Denn eine effektive Therapie für diese nur wenig verstandene Krankheit, zu deren Symptomen neben Gedächtnis- und Sprachverlust auch Persönlichkeitsstörungen gehören, gibt es bis heute nicht. Hoffnung versprechen vielleicht die in letzter Zeit publizierten Ergebnisse mit speziellen Ginkgo-Extrakten.

    Diese mit etwa 800 über 65 Jahre alten Nonnen, Priestern und Fratres gewonnenen Resultate wurden kürzlich von Forschern um Robert Wilson vom Rush Alzheimer's Disease Center, Chicago, in der medizinischen Fachzeitschrift JAMA publiziert*. In dieser Studie prüften die Autoren, wie geistig rege die Probanden waren und über die Jahre blieben. Nach einem speziellen Punktsystem wurde das tägliche Bücher- und Zeitunglesen, das Lösen von Denksportaufgaben und von Kreuzworträtseln bewertet – in Deutschland hätte zu diesen Aufgaben sicher das Lösen der berühmten ZEIT-Rätsel gehört! Weiterhin untersuchten die Wissenschaftler ihre Probanden auf erste Symptome der Demenzerkrankung. Und tatsächlich belegten die Forscher, dass mit steigender Punktzahl auf der Aktivitätsskala das Erkrankungsrisiko nicht nur signifikant, sondern drastisch um fast 50% reduziert wurde.

    Um den Kreis zum ersten Satz dieses Editorials zu schließen: Natürlich oder leider haben die US-Mediziner die Zeitschrift für Phytotherapie nicht auf ihren mentalen Wert hin geprüft. Ich bin aber sicher, nicht zuletzt aus Gründen der Plausibilität wären beim Vergleich der ZPT-Leser mit Nicht-ZPT-Lesern ähnlich positive Ergebnisse gefunden worden wie in der JAMA-Studie.
    Franz-Christian Czygan, Würzburg
Teufelskrallenwurzelextrakt bei schmerzhafter Arthrose und Rückenschmerzen
Eine kritische Bewertung
Sigrun Chrubasik und Stefan Pollak
    Zusammenfassung
    Präparate aus der Teufelskrallenwurzel unterscheiden sich beträchtlich hinsichtlich ihres Wirkstoffgehalts, bezogen auf das wirksamkeitsmitbestimmende Harpagosid. Nur Präparate, deren Wirksamkeit bei schmerzhaften Arthrosen nachgewiesen ist, sind eine Alternative zu synthetischen Schmerzmitteln. Sie besitzen ein weit geringeres Risiko hinsichtlich des Auftretens von Nebenwirkungen und können bei einem großen Teil der Patienten zur Schmerzlinderung beitragen. Möglicherweise besitzt die Teufelskrallenwurzel auch eine knorpelprotektive Wirkung.

    Summary
    Devil’s claw and the treatment of painful arthrosis and low back pain. A critical evaluation Preparations from devil’s claw differ in their content of active ingredients as assessed on the quantity of harpagoside. Only preparations with proven safety and effectiveness in painful arthrosis are an alternative to synthetic analgesics. They have a lower risk of adverse effects and contribute in the majority of patients to the relief of pain. It is possible that devil’s claw is also involved in cartilage protection.

    Key words
    Devil’s claw, Harpagophytum procumbens, low back pain, joint pain, pain relief
Schmerzbehandlung mit capsaicinhaltigen Externa
Sigrun Chrubasik, Egbert Meyer-Buchtela, Stefan Pollak
    Zusammenfassung
    Capsaicinhaltige Externa sind bei degenerativen und entzündlichen rheumatischen Schmerzen, bei diabetischer Neuropathie, Pruritus und Postzosterschmerz indiziert. Die Capsaicinoide (vor allem das Capsaicin), entfalten ihre Wirkung durch Besetzung der Vanilloidrezeptoren und Entleerung des Substanz-P-Speichers. Sie haben eine neurotoxische Wirkung, wodurch Schmerzsignale aus der Haut und den Gelenken nicht zum Gehirn weitergeleitet werden. Die Wirksamkeit von 0,025–0,075 %igen capsaicinhaltigen Zubereitungen bei den genannten Indikationen wurde in einer Metaanalyse belegt. Das Nebenwirkungsausmaß ist sehr gering, spezifisch ist lediglich das vor allem initiale Auftreten unangenehmer Hautsensationen im behandelten Hautareal.

    Summary
    Therapy of pain with capsaicin-containing topical preparations Capsaicin-containing preparations are indicated in degenerative and inflammatory rheumatic pain, diabetic neuropathy, pruritus and postherpetic neuralgia. The main active principle, the capsaicinoids, act via the vanilloid receptor and depletion of substance P and is neurotoxic. Capsaicin renders skin and joints insensitive to pain. Clinical effectiveness of 0.025–0.075% capsaicin-containing preparations was demonstrated in a meta-analysis. The incidence of adverse events is low. Initially, the treatment may be associated with warmth, stinging or burning at the area treated.

    Key words Capsicum, pain relief, postherpetic pain, osteoarthritic pain, diabetic neuropathy
Klinische Entwicklung neuer Phytopharmaka
Bernhard Uehleke
    Zusammenfassung
    Die klinische Entwicklung neuer Phytopharmaka bedarf einer sorgfältigen Planung mit Phantasie, einer strategischen Planung, ausreichender Konsequenz bei der Abarbeitung des Programms neben ausreichender Flexibilität, auf unvorhersehbare Ergebnisse zu reagieren. Je nach Ausgangssituation sind meist nicht alle Phasen der üblichen Klinischen Entwicklung (klinische Studien der Phasen I–III) erforderlich, sondern oft kann auf die Phase I und manchmal auf Phase II verzichtet werden. Wegen der komplexen Fragestellungen, die sich oft bei Phytopharmaka ergeben, sind mehrere entsprechende Studien gleichzeitig oder konsekutiv durchzuführen, was durch eine strategische Planung zu optimieren ist. Es wird eine Übersicht über passende Designs der klinischen Prü-

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