Naturheilpraxis - Ausgabe 10/2002
Syndromeinteilung bei sog. unspezifischen Rückenschmerzen
von M. Baumann

Die große epidemiologische und volkswirtschaftliche Bedeutung von Rückenschmerzen ist hinlänglich bekannt. Die Probleme entstehen dabei nicht vorrangig durch die hohen Raten der Lebenszeitprävalenz 49, 30), sondern durch chronische Verläufe, die die meisten Kosten verursachen 37), 2). Die gravierendensten Ausgaben werden dabei von den sog. unspezifischen Rückenschmerzen verursacht 40). Von unspezifischen Rückenschmerzen spricht man, wenn sie ohne identifizierbare anatomische und/oder neurophysiologische Faktoren auftreten 52). Da Patienten mit Rückenschmerzen in der Regel apparativ und nicht klinisch untersucht werden oder nur zum Ausschluss internistischer oder neurologischer Differentialdiagnosen, werden strukturelle und funktionelle Befunde und damit mögliche Ursachen für die individuellen Beschwerden des Patienten häufig übersehen 17). Die bisherigen Ergebnisse epidemiologischer und klinischer Schmerzforschung lassen deshalb den Schluss zu, dass der Chronifizierungsprozess als ein Resultat komplexer Interaktionen somatischer und psychischer Dimensionen sowie sozialer Unterstützungssysteme zu verstehen ist 20). Aus der Sicht der physikalischen Medizin und der manuellen Diagnostik lassen sich durch Anamnese und körperlicher Untersuchung Symptomdiagnosen erheben, die in den bisherigen Lehrbüchern fehlen und deshalb in der Diagnostik von low-back-pain-Syndromen (Kreuzschmerzen) eine Neuheit darstellen.

In den folgenden Seiten wird diese symptomorientierte Diagnostik von sog. unspezifischen Rückenschmerzen vorgestellt, um in jedem Einzelfall die dominierende klinische Ausprägung zu erfassen, unabhängig von der technisch-instrumentell ermittelten Diagnose. Da einzelne Symptome regelmäßig kombiniert auftreten, kann man sie zu Syndromen zusammenfassen. Mit der Syndromzuordnung sind nicht alle Probleme gelöst, aber es wird ein vernünftiger und transparenter Einstieg in eine klar definierte Differentialdiagnostik und –therapie geöffnet 42). Bei den vorgestellten Therapieverfahren werden physiotherapeutische Verfahren in den Vordergrund gestellt. Diese schließen medikamentöse und technische Schmerztherapieverfahren nicht aus, werden aber in diesem Artikel nicht weiter erwähnt; auch auf psychosomatische Zusammenhänge 50), die einen großen Stellenwert einnehmen, wird in den nachfolgenden Kapiteln verzichtet.

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