Panta Ausgabe 2/1995
Wechselbeziehungen zwischen Zahn-Mund-Kiefer-Gebiet und dem übrigen Organismus
Fritz Kramer

Zusammenfassung
Das vom Verfasser neu erarbeitete Schema der auf der Basis der Akupunktur-Meridian-Lehre gefundenen Wechselbeziehungen wird ausführlich anhand einiger Beispiele vorgestellt.
Die bisher bekannten Wechselbeziehungen - Fernwirkungen eines Herds auch in umgekehrter Richtung möglich, daher "Wechselbeziehungen" - basierten im wesentlichen auf Erfahrungen der Volksmedizin und der altchinesischen Akupunktur.
Durch den EAP-Reizstrom-Test nach Kramer ist es möglich geworden, die Wechselbeziehungen zwischen Zahn-Kiefer-Gebiet und dem übrigen Organismus weiter aufzuschlüsseln, was anhand praktischer Untersuchungen beschrieben wird.
Die Kenntnis der neu erarbeiteten Wechselbeziehungen zwischen den einzelnen Zahn-Kiefer-Bereichen und dem übrigen Organismus stellt somit eine Erweiterung der diagnostischen Möglichkeiten, einen Weg zur Verbesserung der Teamarbeit zwischen Arzt und Zahnarzt sowie eine weitere Möglichkeit für eine gezielte Prophylaxe dar.

Schlüsselwörter: Wechselbeziehungsschema, Zahn-Kiefer-Gebiet, Wechselwirkungen, EAV, EAP-Reizstrom-Test

Summary
The scheme of the correlations found on the basis of the theory of acupuncture meridians which has been re-elaborated by the author, is presented in detail with the help of some examples.
The correlations which are known so far - distant action of a focus is also possible in the reverse direction, therefore the term "correlations" - based mainly on the experience of the folk medicine and the traditional Chinese acupuncture.
With the help of the EAP-stimulation current test according to Kramer it has become possible to further break down the correlations between the tooth-jaw-area and the rest of the organism, which is described with the help of practical examinations.
Therefore, the knowledge of the re-elaborated correlations between individual tooth-jaw-areas and the rest of the organism constitutes an enlargement of the diagnostic possibilities, a way to improve the team work between physician and dentist as well as another possibility for a targeted prophylaxis.

Keywords: Scheme of correlations, Tooth-jaw-area, Interactions, EAV, EAP-stimulation current test

Am auffälligsten in der Mundhöhle sind die Zähne. Im Milchgebiß sind es 20, im Erwachsengebiß i.d.R. 28 oder 32 Zähne, wenn die Weisheitszähne angelegt sind. Selten findet man distal von diesen noch eine zusätzliche Zahnanlage oder gar einen vollausgebildeten Zahn im sogenannten Neuner-Gebiet (= retromolarer Raum). Die heute übliche Bezeichnung der bleibenden Zähne lautet:

rechts 18 17 16 15 14 13 12 11
48 47 46 45 44 43 42 41
links 21 22 23 24 25 26 27 28
31 32 33 34 35 36 37 38

Aus funktioneller Sicht sollte man nicht den Zahn allein als Einheit auffassen, sondern ihn als Teil des "Odonton" sehen (Tab. 1 und Abb. 2) Es ist daher aus ganzheitlich-funktioneller Sicht falsch, wenn man von einem beherdeten Zahn spricht; vielmehr sollte man von einem "beherdeten Odonton" sprechen. "Herd" ist dabei, gemäß "Roche-Lexikon Medizin" ein pathologisch umschriebener Gewebsbezirk, der Krankheitsreaktionen bzw. Funktionsstörungen in anderen - zugeordneten - Körperabschnitten oder im Gesamtorganismus auslösen kann. Da diese "Fernwirkung" i.d.R. auch in umgekehrter Richtung erfolgt, sprechen wir nachfolgend von "Wechselbeziehungen".
Die Wechselbeziehungen können nerval, vasal, humoral, aber auch energetisch bzw. informativ verlaufen. Die nervalen und vasalen Wechselbeziehungen hat die Schulmedizin zumindest anatomisch weitgehend erforscht, physiologisch besteht noch Aufklärungsbedarf. Mit den energetisch-informativen Wechselbeziehungen beschäftigen sich heute primär die Naturheilverfahren. Diese basieren auf den Forschungen der Wiener Schule mit Pischinger, Kellner, Perger u.a. sowie auf den neuen Forschungsergebnissen von Heine. Sie alle haben uns einen Einblick in das "Pischinger-Grundsystem" vermittelt (Abb. 3). Popp u.a. haben dargelegt, dass der Gesamtorganismus nach Art eines offenen Regelkreissystems arbeitet. Um dessen publizistische Verbreitung hat sich besonders in dieser Zeitschrift Kollege Hanzl verdient gemacht.

Wechselbeziehungen über die Lymphe
Jedes Odonton hat seinen Lymphabfluß, welcher in den nodi lymphatici submentales bzw. submandibulares gefiltert wird (Abb. 4). Druckschmerzhafte oder auch nur tastbare Lymphdrüsen sind daher ein guter Hinweis auf ein (odontogenes) Herdgeschehen in ihrem Lymphzufluß-gebiet. Entsprechend kann man odontogene Herde elektroakupunkturmäßig am Lymphmeridian testen. Das ist möglich durch Messen von Ly/2.
Dieser Punkt war übrigens in der klassischen Akupunktur noch nicht bekannt. Er liegt auf dem Vollschen Lymphmeridian. Eines der ersten Bilder von Voll über den Verlauf dieses Meridians zeigt Abb. 5. Weitere Meßpunkte für die Lymphabfluß-Diagnostik zeigt Abb. 6.
Hat Ly/2 einen Zeigerabfall oder Werte im Bereich von 80 Ts, so deutet das auf ein Kopf-Herdgeschehen auf der entsprechenden Seite hin. Differenzierter läßt sich an Ly/2 ein odontogenes Herdgeschehen diagnostizieren, wenn es gelingt, diese punkte mit Zahn-Kiefer-Nosoden in D-3-Potenz auszugleichen. Am besten dafür geeignet sind die Nos. Kieferostitis und/oder Gangränöse Pulpa sowie Nos. Chronische Pulpitis. Kann man Ly/3 mit Tiefpotenzen (D 3) der Nos. Sinusitis ausgleichen, spricht das für eine sinusidale Belastung auf der betreffenden Seite. Kann man Ly/1 mit Tiefpotenzen (eine oder mehrere Ampullen in der Stärke Gl/D 5) des Org. Tonsilla palatina ausgleichen, so spricht das für eine tonsilläre Belastung auf der Seite, wo gemessen wird.

Wechselbeziehungen auf der Basis der altchinesischen Akupunktur
Dass Wechselbeziehungen zwischen Zahn-Kiefer-Gebiet und dem übrigen Organismus bestehen, erkannten bereits die altchinesischen Ärzte, denn in ihrer Akupunkturlehre verlaufen Gouverneur-Gefäß und Konzeptions-Gefäß über die Mitte des Zahn-Kiefer-Gebiets (Abb. 7). Ebenso verlaufen die altchinesischen Akupunkturmeridiane für Magen, Dünndarm und Dickdarm direkt über die seitlichen Kiefer-Gebiete. In Abb. 8 sind die zugeordneten Meridiane mit M, Dü und Di gekennzeichnet.
Über diese Meridiane können sich Akupunkturärzte so manche Beziehung zwischen krankem Zahn und Beschwerden an den großen Organen, insbesondere von Magen, Dickdarm und Dünndarm, erklären. Auch die gegenläufige Beziehung kann nicht selten beobachtet werden, nämlich dass bestimmte Zahn-Kiefer-Bereiche erkranken, wenn die Funktion der zugeordneten Organe gestört ist. Damit war der Begriff "Wechselbeziehung" zwischen Zahn-Kiefer-Gebiet und dem übrigen Organismus für die Akupunkturärzte kein Problem.
Das gilt ebenso für Ärzte und Zahnärzte, welche Elektroakupunktur betreiben, denn die EAV basiert auf der klassischen Akupunkturlehre, verwendet aber als wesentliche Verbesserung moderne elektrische Geräte zur Messung der Akupunkturpunkte und benützt zur Diagnostik bzw. Therapie zusätzlich die Homöopathie und Isopathie. Da Physiologie und Anatomie wesentliche Bausteine der EAV sind, sollte sie nur von klinisch ausgebildeten Ärzten angewendet werden.
Zur Einarbeitung in die Diagnostik und Therapie mittels Elektroakupunktur eignet sich besonders das von Kramer herausgegebene Werk (1).
Die auf der Basis der Akupunktur-Meridian-Lehre gefundenen Wechselbeziehungen wurden in einem Schema zusammengestellt (Abb. 9), welches weltweite Verbreitung gefunden hat. In der täglichen Praxis lassen sich mit diesem Schema die Wechselbeziehungen zwischen Zahn-Kiefer-Gebiet und dem übrigen Organismus diagnostisch verwenden, wenn man
- Anamnese
- Munduntersuchungen,
- Laborbefunde,
- EAP-Messungen an den Kiefer-Meßpunkten bzw. an den Organmeridianpunkten
miteinander vergleicht.
Beachtenswert ist, dass in diesem Schema die Wechselbeziehungen differenziert nach Yin-Yang-Organen angegeben sind.

So sind für die Einzelzähne 18 13 23 28 48 43 33 38 jeweils sowohl ein Yin-Organ als auch ein Yang-Organ angegeben. Z.B. werden dem Zahn 18 das Herz als Yin-Organ und das Duodenum als Yang-Organ zugeordnet (Abb. 10).

Bei den Zahnpaarungen 17+16 15+14 12+11 21+22 24+25 26+27 47+46 45+44 42+41 31+32 34+35 36+37 entfällt dagegen auf je zwei Zähne zusammen nur ein Yin-Organ und ein Yang-Organ. Z.B. werden der Zahngruppe 47+46 die Lunge als Yin-Organ und der Dickdarm als Yang-Organ gemeinsam zugeordnet.

In der täglichen Praxis kann man aber beobachten, dass nicht immer beide Zähne krank sind oder werden, sondern z.B. 46 kariös und 47 gesund ist oder umgekehrt. Dieser Widerspruch wurde dadurch "gelöst", dass die Bezugsorgane nach Yang und Yin differenziert angegeben sind aufgrund der mit Voll mündlich diskutierten Erklärung, dass bei einem Patienten Yang und bei einem anderen Yin "dominieren" kann.
Die Situation änderte sich erst, als ich meinen EAP-Reizstrom-Test entwickelt hatte (2). Mit diesem Reizstrom-Test ist es unter praxisrelevanten Bedingungen möglich geworden, jedes einzelne Odonton qualitativ und quantitativ zu testen und auch die Wechselbeziehung zu den Organen und Gewebssystemen im übrigen Organismus für jedes einzelne Odonton abzuleiten Nachfolgend soll daher in gebotener Kürze die Arbeitsweise beim Reizstrom-Test (mit Ausgleich über Ly/1) beschrieben werden.

Arbeitsweise
a) Eichung des 1. Lymphmeßpunkts am Nagelwinkel der rechten Hand mit einer Potenz des Org. Tonsilla palatina (Fa. Wala),
b) Reizung des zu untersuchenden Zahns bzw. der entsprechenden zahnlosen Kieferstrecke,
c) Ausgleich des Reizwerts mit Organpräparaten am Lymphmeßpunkt,
d) Diagnostische Auswertung.

zu a)
Die Eichung des Meßpunkts Ly/1. Er liegt an der Daumenaußenseite im Nagelbettwinkel (Abb. 11). Das Eichen selbst erfolgt mit Org. Tonsilla palatina in der Reihenfolge Gl/D 8, Gl/D 6, Gl/D 5 bzw. mehrmals D 5. Sollte der Ausgleich mit obigen D-Potenzen nicht gelingen, werden E-Potenzen eingesetzt. Vereinzelt muß man zum Ausgleich auch eine Kombination von D- und E-Potenzen einsetzen. In unserem Beispiel soll der Ausgleich auf 50 Ts an Ly/1 rechts mit Tonsilla palatina (eine Ampulle in der Potenz Gl/D 5) erfolgen. Bei der Eichung des Meßpunkts Ly/a erhält man aus der verwendeten Potenz automatisch eine diagnostische Aussage über die Funktionsbeschaffenheit der Tonsilla palatina auf der betreffeneden Seite (Tab. 2).

zu b)
Die Reizung des Odontons erfolgt mit 10 Hz und Wechselpuls. Zur Reizung selbst wird ein Verlängerungsstück auf die Punktelektrode aufgesetzt. Wo wird gereizt? Der Reizstrom wird appliziert:
- Bei bezahnten Odontonen auf die Gingiva im koronalen Drittel der Wurzel, und zwar stets bukkal, besser zusätzlich palatinal.
- Bei mehrwurzeligen Zähnen reizt man jeden Wurzelbereich.
- Bei zahnlosen Kieferstrecken setzt man den Stromstoß stets auf Kiefer-Kammitte, besser zusätzlich auch auf die bukkale und palatinale Wand des Alveolarfortsatzes.

zu c)
Der Ausgleich des Reizwerts. Durch den Reizstrom erhöht sich der Meßwert an Ly/1 mehr oder weniger stark. Die Höhe des Reizwerts gibt bereits einen Hinweis, ob ein Herdgeschehen am gereizten Odonton vorliegt, denn Reizwerte etwas unter und über 80 Ts deuten auf ein Herdgeschehen hin. Der Ausgleich des Reizwerts an Ly/1 wird folgendermaßen durchgeführt: zuerst mit Org. Maxilla bzw. Mandibula, danach mit den Nos. Kieferostitis, Gangränöse Pulpa und/oder Chronische Pulpitis.

zu d)
Diagnostische Auswertung. Aus der Potenz und der Ampullenzahl der zum Reizstromausgleich benötigten Organpräparate kann man auf Sitz und Stärke des Herdgeschehens schließen (Tab. 2). Bei Ausgleich mit Nosoden kann man auf Art und Stärke des Herdgeschehens schließen (Tab. 3).

Praktische Untersuchung
Um nun zu einer Yin-Yang-differenzierten Abklärung zu kommen, studierte ich eine größere Zahl von Patienten, bei denen in einem Meridianpaar nur ein Zahn gesund und der andere krank war. In unserem Beispiel soll 47 gesund und 46 avital sein. Die Frage lautet nunmehr: Geht die Fernwirkung von 46 auf den Dickdarm oder auf die Lunge oder auf beide (Abb. 10)?

Vorgehensweise
1. Ly/1 rechts ausgleichen auf 50 Ts mit einer Potenz von Org. Tonsilla palatina.
2. Zahn 47 im koronalen Drittel reizen.
3. Reizwert an Ly/1 rechts geht auf 75 Ts.
4. Ausgleich an Ly/1 rechts ist möglich mit Nos. Kieferostitis D 6 oder mit Org. Mandibula Gl/D 8.

Auswertung
Zahn 47 erweist sich im Reizstrom-Test als gesund bzw. nicht beherdet.

5. Die zum Ausgleich von Ly/1 verwendete Ampulle des Org. Tonsilla palatina bleibt in der Wabe. Die anderen zum Reizausgleich verwendeten Ampullen sind zu entfernen.
6. Jetzt Reiz auf Zahn 46.
7. Ly/1 geht z.B. auf 82 Ts. Damit erster Hinweis, dass 46 beherdet ist.
8. Ausgleich von Ly/1 möglich mit Nos. Kieferostitis 3x D 3. Damit ist klar, dass 46 stark beherdet ist.

Kontrolle
9. Die Ampulle des Org. Tonsilla palatina (die zum Eichen von Ly/1 dient) bleibt in der Wabe. Die zum Reizausgleich verwendeten Ampullen werden aus der Wabe entfernt.
10. Erneuter Reiz auf 46 und dieses Mal Ausgleich mit Org. Pulmo, z.B. in der Potenz Gl/D 8.
11. Erneuter Reiz auf 49. Dieses Mal Ausgleich mit Org. Colon, z.B. in der Potenz 1x Gl/D 5.

Auswertung
Mit Org. Colon benötigt man eine tiefere Potenz als mit Org. Pulmo; daher besteht Wechselbeziehung von 46 zu Dickdarm (Colon).

Gegenkontrolle für 46
12. Wieder bleibt die Ampulle des Org. Tonsilla palatina in der Wabe. Die anderen Ampullen werden entfernt.
13. Ausgleich des Nagelbettwinkelpunkts vom Lungenmeridian (Lu) rechts mit Org. Pulmo. Dazu wird eine Ampulle des Org. Pulmo Gl/D 8 benötigt.
14. Diese Ampulle bleibt in der Wabe, wenn jetzt ein Reiz auf das Odonton 46 gegeben wird.
15. Reiz des Zahns 46. Der Meßwert von Lu wird bei etwa 75 Ts bleiben, weil 46 nicht primär mit der Lunge in Wechselbeziehung steht.

Gegenkontrolle für 47
16. Org. Pulmo aus der Wabe entfernen. Org. Tonsilla palatina bleibt aber in der Wabe, weil zum Ausgleich von Ly/1 rechts erforderlich.
17. Meßpunkt Di 1 rechts mit Org. Colon ausgleichen. Dies ist mit zwei Ampullen des Org. Colon Gl/D 5 möglich.
18. Zahn 46 reizen. Dadurch steigt der Reizwert bei Meßpunkt Di 1 rechts auf über 80 Ts an - erster Hinweis aus Wechselbeziehung zwischen 46 und Dickdarm rechts.
19. Meßpunkt Dickdarm 1 rechts ausgleichen mit Nos. Kieferostitis - in unserem Beispiel gegebenenfalls mit zwei Ampullen der Nos. Kieferostitis d 3.

Auswertung
Erneuter Hinweis auf Wechselbeziehung zwischen 46 und Dickdarm rechts.

Ergebnis
Das in einzelnen Schritten vorgestellte Prüfverfahren ist verständlicherweise recht zeitaufwendig und zudem nur aussagekräftig, wenn es an möglichst zahlreichen Patienten durchgeführt wird. Diese zu finden war ebenfalls kein leichtes Unterfangen, weil die meisten Patienten heute multiple Karies und/oder andere Zahnprobleme haben. Das Reizstrom-Prüfverfahren zeigt aber: Nicht 47 und 46 stehen gemeinsam in Wechselbeziehung zum Lungenmeridian (Yin), während 46 primär in Wechselbeziehung zum Dickdarmmeridian steht und so eindeutig Yang-orientiert ist. Diese neue Yin-Yang-Differenzierung gilt nach meinen Untersuchungen für alle "horizontalen" Zahnpaare:
17+16 15+14 12+11 21+22 24+25 26+27
47+46 45+44 42+41 31+32 34+35 36+37

Nun gibt es aber noch die "vertikalen" Zahnpaare:
18 13 23 28
48 43 33 38

Welcher von diesen Zähnen ist nun Yang-orientiert? Welcher ist Yin-orientiert? Zur Abklärung mußte ich auch hier Patienten finden, wo nur ein Weisheitszahn oder nur ein Eckzahn (im Ober- oder Unterkiefer) krank und der andere gesund war. Alsdann war sowohl das kranke als auch das gesunde Odonton mittels Reizstrom-Test zu prüfen. Zusätzlich mußten auch hier die zugeordneten Meridiane für Herz und Dünndarm bzw. für Leber und Galle mit Zahnnosoden ausgeglichen werden.
Das Ergebnis war bei allen untersuchten Patienten eindeutig (Abb. 12):

- 18 und 28 stehen in Wechselbeziehung zum Yin-Meridian Herz.
- 48 und 38 stehen in Wechselbeziehung zum Yang-Meridian Dünndarm.
- 13 und 23 stehen in Wechselbeziehung zum Yin-Meridian Leber.
- 43 und 33 stehen in Wechselbeziehung zum Yang-Meridian Galle.

Faßt man alle neuen Yin-Yang-Beziehungen der einzelnen Odontone im Zahnschema zusammen, dann erhält man ein neues Wechselbeziehungsschema (Abb. 13).

Die Zuordnung der Wechselbeziehungen zwischen Ober- und Unterkiefer
Bereits in früheren Wechselbeziehungsschema war ein Schrägverlauf gleicher Wechselbeziehungen in Ober- und Unterkiefer nur im Prämolaren- bzw. Molaren- Bereich erkennbar (Abb. 14). In Anbetracht der neu gefundenen Yin-Yang-Verhältnisse ändert sich das Wechselspiel der meridianbezüglichen Organe entsprechend Abb. 15. Interessant ist nicht zuletzt der Yin-Yang-Wechsel bezogen auf die Kiefer-Entwicklung. In Abb. 15 ist ein "Umbruch" deutlich erkennbar zwischen dem Kiefer-Areal der Frontzähne und Prämolaren, wo sich Milchzähne entwickeln, und dem Molaren-Bereich, wo kein "Zahnwechsel" stattfindet. Interessant ist schließlich die gleichmäßige Verteilung von Yin und Yang im Zwischenkiefer-Bereich bei 12+11 und 21+22.

Praktischer Nutzen des neuen Schemas
Dieses neue Schema erlaubt Rückschlüsse auf den funktionellen Gesundheitszustand des zugeordneten Meridians und damit des zugeordneten Organs, wenn in einem Zahnpaar nur ein Zahn krank ist.

(...)

Unter diesem Blickwinkel ist die Kenntnis der neu erarbeiteten Wechselbeziehungen zwischen den einzelnen Zahn-Kiefer-Bereichen und dem übrigen Organismus:
- eine Erweiterung der diagnostischen Möglichkeiten,
- ein Weg zur Verbesserung der Teamarbeit zwischen Arzt und Zahnarzt,
- eine weitere Möglichkeit für eine gezielte Prophylaxe.

Literatur
(1) Kramer, F.: Lehrbuch der Elektroakupunktur. 4 Bde. Karl F. Haug Verlag, Heidelberg 1990/1985/1988/1994.
(2) Kramer, F.: Elektroakupunktur in der zahnärztlichen Praxis. Karl F. Haug Verlag, Heidelberg 1994.

(Anschrift des Verfassers: Dr. med. dent. Fritz Kramer, Ostendstr. 163, 90482 Nürnberg)

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