Regulationsmedizin Ausgabe 4/2001
"Her mit der Komplementärmedizin!"
"Was erwartet die bevölkerung von der Medizin?", wollte das Projekt "Neu-Orientierung der Medizin" wissen. Eine Umfrage zeigt: Wellness und Menschlichkeit.
Interview: Irène Dietschi

Das Vorstandsmitglied der IMGEAV Dr. Wolfgang Schmitz-Harbauer fand in der Zeitschrift "Die Weltwoche" (Nr. 35 vom 30.8.2001), Ressort: Wissen, Seite 40) den folgenden Artikel, der ein Interview mit Prof. Dr. med. Werner Stauffacher wiedergibt. Dr. Stauffacher ist emeritierter Professor für Innere Medizin in Basel und Präsident der Schweizerischen Akademie der Medizinische Wissenschaften (SAMW). Der Artikel bezieht sich auf die Befragung von Patienten über ihre Vorstellung von der Qualität der Medizin und belegt sehr deutlich, dass die EAV als komplementärmedizinische Disziplin nicht nur im Trend liegt, sonder zudem alle Forderungen der Befragten anch Prävention, Diagnose und Therapie erfüllt. Gewöhnungsbedürftig ist in diesem Zusammenhang jedoch der Ausdruck "Wellness", ein Zustand, der irgendwo in der Grauzone zwischen Wohlgefühl und Gesundheit liegt. Einerseits sollte "Gesundheit" immer mit einem "Rundum-Wohlgefühl" verbunden sein, andererseits können auch Kranke vorübergehende Verbesserungen ihres Zustandes erreichen, ohne dabei zu gesunden. Wellness umfasst im Allgemeinen einen Bereich der Eigeninitiative von kleinem erschwinglichem Luxus für Körper und seele über Fitnessprogramme bis zum regelmäßigen Konsum gesundheitsbefördernder Mittel, was sicherlich einen gewissen Präventionscharakter haben kann. Die EAV findet auch hierin ihren Platz, z. B. beim Austesten orthomolekularer Nahrungsergänzungsstoffe. Des ungeachtet ist es immer wieder interessant, aber auch neidauslösend, zu erfahren, wie offen andere Länder sich mit neuen Orientierungen in der Medizin beschäftigen. Vielleicht sickern die schweizersichen Erkenntnisse allmählich auch in bundesdeutsche universitäre Betonköpfe ein, wir machen doch sonst immer so gerne nach, was aus dem Ausland kommt.
R. H. Hommel

Weltwoche: Herr Stauffacher, die Medizinische Akademie hat eine Krise der Medizin geortet. Teilt die Bevölkerung diese Sicht?

Werner Stauffacher: Nicht in dem Maß, wie wir gedacht haben. Unsere Umfrage hat gezeigt, dass die Patienten mit der Qualität der Medizin insgesamt sehr zufrieden sind. Das Vertrauen in die Ärzte scheint hoch. Die Aussage "Wir haben in der Schweiz das leistungsfähigste Gesundheitssystem, das je existiert hat" wurde von zwei Dritteln der Befragten bejaht.

Das heißt, Ihr Projekt "Neu-Orientierung der Medizin" ist eigentlich überflüssig?

Nein, das natürlich nicht, es kamen viele Schwachpunkte zum Vorschein. Aus den Resultaten der Umfrage geht hervor, dass die Medizin in den Augen der Bevölkerung zu technisch ist. Sie sei zu stark auf Heilung ausgerichtet und zu wenig auf Gesundheit. Sie sei zu organlastig, zu wenig ganzheitlich und zu wissenschaftslastig. Außerdem wurde die Sozialkompetenz der Ärzte moniert: Sie seien im Umgang mit Patienten häufig zu wenig menschlich.

Welche Aufgabe für Medizin ist denn gemäß Umfrage die wichtigste?

An erster Stelle wurde deutlich die Prävention von Krankheit und Unfall genannt - ein Resultat, das bei Ärzten Kopfschütteln auslöst, denn für sie ist die "Heilung und Pflege von Krankheiten" logischerweise von größerer Bedeutung. In der Umfrage rangiert dieser Bereich erst an zweiter Stelle. Dahinter steht die "Linderung von krankheitsbedingten Leiden", und an vierter Stelle wird dann die "Aufrechterhaltung der Gesundheit" genannt.

Eine Ihrer fragen lautete: "Was braucht die Medizin in Zukunft?", "Was will die Bevölkerung?"

78 Prozent der Antwortenden meinten es sei mehr Pflegepersonal nötig. An zweiter Stelle wurde mehr Menschlichkeit verlangt. Und an dritter Stelle votierten 58 Prozent für mehr Komplementärmedizin. Beim Stichwort Spitzenmedizin sagten 20 Prozent, es brauche ein größeres Angebot, 60 Prozent fanden das jetzige Angebot ausreichend, und 12 Prozent votierten für weniger. Diese Antworten zeigen eine gewisse Zufriedenheit mit den Systemen.

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